Blogstart Wirtschaft Wir brauchen einen Plan B – wie Blackout

Wir brauchen einen Plan B – wie Blackout

von admin
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Licht aus, Heizung aus, Herd aus und kein Wasser mehr – eine Horrorvorstellung. Seit der europaweiten Frequenzstörung im Stromnetz Anfang 2021, spätestens jedoch seit Beginn der Energiekrise, wird immer häufiger auch über jenes Szenario gesprochen, wenn der Strom ganz wegbleibt.

Ein großflächiger und länger andauernder Stromausfall, ein sogenannter Blackout, ist längst nicht mehr alleiniges Thema von Science-Fiction-Romanen. So geht beispielsweise das Österreichische Bundesheer von einem Blackout innerhalb der nächsten fünf Jahre aus.

Wie hoch die Österreicherinnen und Österreicher das Risiko eines Blackouts für die Weihnachtsfeiertage einschätzen, zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY. Mehr als jeder Dritte (34,8%) denkt, das Risiko wäre heuer höher als sonst, etwa zwei von drei gehen von einem unveränderten Risiko aus (60,6%). Außerdem reduzieren 37% heuer ihre Weihnachtsbeleuchtung – der Großteil davon (76,6%) allerdings, um Stromkosten zu sparen, ein Viertel (26,1%) für den Klimaschutz und 11%, um das Risiko eines Blackouts zu verringern.


Jeder Vierte hat noch nicht für einen Blackout vorgesorgt

Etwa ein Viertel der österreichischen Haushalte ist nicht auf einen längeren Stromausfall vorbereitet (22,9%). Jeder siebte Haushalt (15,1%) plant auch nicht, Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

Birgit Eglseer_Senior Managerin bei EY Österreich, © EY/Christina Häusler

„Vorsorge ist die halbe Miete – das gilt nicht nur für die KFZ-Versicherung oder die Pension, sondern auch für die Vorbereitung auf Krisenszenarien wie eben Blackouts“, rät Birgit Eglseer, Senior Managerin bei EY Österreich. „Was für Privatpersonen gilt, zählt natürlich genauso für Unternehmen – auch diese sollten sich bestmöglich für einen längeren Stromausfall rüsten“, ergänzt Eglseer.



Salzburger am ehesten für Blackouts gerüstet, Wiener am wenigsten

Im Bundesländervergleich sind die Salzburger am ehesten auf einen Blackout vorbereitet – 86% haben entsprechende Maßnahmen getroffen. Schlusslicht in der Vorbereitung ist die Bundeshauptstadt Wien – ein Drittel (33%) der Wiener hat bisher keine Vorkehrungen getroffen, jeder fünfte plant das auch nicht (19,1%). Nach Salzburg sind die Vorarlberger (84,6%) am besten vorbereitet, wobei im Ländle sehr unterschiedliche und oft nur punktuell Maßnahmen getroffen werden. Auf den Rängen drei bis fünf sind die Bundesländer Burgenland (82,4%), Kärnten (81,5%) und Niederösterreich (80,6%). Nur 8,8% der Burgenländer haben sich gar nicht auf ein Blackout vorbereitet und planen das auch nicht – in keinem anderen Bundesland ist dieser Wert so niedrig. Oberösterreich ist im Bundesländervergleich auf Rang sechs – vier von fünf (79,9%) bereiten sich dort auf Blackouts vor. Tirol ist nach der Steiermark (76,2%) auf dem vorletzten Platz (75,3%).

Christina Khinast_Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich, © EY/Christina Häusler

Laut Christina Khinast, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich, hängt der Wille zur Vorbereitung auch mit dem Urbanisierungsgrad zusammen: „Tendenziell lässt sich erkennen: Je städtischer der Wohnort, desto weniger wird für einen Blackout vorgesorgt.“



Beleuchtung vor Getränken


Hinsichtlich der getroffenen Maßnahmen kristallisiert sich die Ersatzbeleuchtung in Form von Kerzen und Taschenlampen als Nummer eins heraus (60,4%). Die Hälfte der Befragten hat auch einen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln angelegt (50,3%). Nur 44% haben Getränke vorrätig. Auch Ersatzkochgelegenheiten wie Campingkocher (33,9%) oder stromunabhängige Radios (26,3%) finden sich in den wenigsten Haushalten wieder.

Interessant auch hier ein Blick auf die einzelnen Bundesländer: So verfügt beispielsweise in Kärnten jeder fünfte Haushalt (21,5%) über eine Notstromversorgung (österreichweit 10,9%), auch Absprachen mit der Familie hat jeder fünfte Kärntner getroffen (21,5%) – ähnlich viele wie in Salzburg (21,9%) und der Steiermark (21,7%). Auch Campingkocher finden sich in jedem zweiten Kärntner Haushalt (50,8%), ein Kurbelradio in mehr als jedem dritten (35,4%). Am häufigsten über alternative Heizmöglichkeiten verfügen hingegen die Burgenländer (38,2%, österreichweit 24%).


Kommt er? Oder doch nicht?


Insgesamt schätzen die Österreicher die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten zwei Jahren zu einem Blackout kommen wird auf 2:5 (38,2%). Im Burgenland wird das Risiko am höchsten eingeschätzt – hier geht niemand der Befragten davon aus, dass es keinesfalls zu einem Blackout kommen könnte.

„Unabhängig davon, ob man das Eintrittswahrscheinlichkeit für hoch oder niedrig hält, kann es nicht schaden, entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen. Dann besteht im Ernstfall auch kein Grund zur Panik“, so Eglseer.


Und für wie lange?


Relevant für die Vorbereitung ist auch die Dauer eines Stromausfalls. Mehr als drei Viertel (78,7%) nehmen an, dass der Strom spätestens nach 24 Stunden wieder verfügbar wäre. Jeder Zehnte rechnet sogar damit, dass der Strom nach maximal einer Stunde zurückkäme. Nur ein Bruchteil (7%) geht davon aus, dass der Stromausfall länger als vier Tage dauern könnte.

„Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Parlaments rechnet man mit bis zu 48 Stunden, bis auch die privaten Haushalte wieder versorgt werden können. Das ist also deutlich länger und sollte sich auch auf die Bevorratung und Vorbereitung auswirken“, so Khinast.

Was tun?

Das Österreichische Bundesheer rät dazu, einmal selbst zu überlegen, was man für zwei Wochen alles benötigt, um gut über die Runden zu kommen und welche besonderen Bedürfnisse es im eigenen Haushalt gibt – etwa Kleinkinder, Haustiere, Pflege oder lebenswichtige Medikamente. Hilfreich wäre beispielsweise:

  • Radio mit Batterien oder Kurbel-Radio (Autoradio!)
  • Taschen- bzw. Stirnlampen (inklusive genügend Ersatzbatterien)
  • Kerzen, Zünder, Feuerlöscher, Kohlenmonoxid-Melder
  • Wasser (pro Person und Woche 12 x 1.5l Mineralwasser-Flaschen)
  • Getränke, Tee, Kaffee
  • Haltbare Lebensmittel für 2 Wochen (Nudeln, Reis, Konserven …)
  • Wichtige Medikamente für 2 Wochen, Erste-Hilfe-Ausrüstung
  • Hygieneartikel, Müllsäcke, Klebebänder, Kabelbinder
  • Gaskocher, Griller, Brennpaste
  • Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen
  • Schlafsäcke, Decken, warme Kleidung
  • Spiele, Blöcke, Kugelschreiber
  • Auto immer zumindest halb vollgetankt.

Abgesehen von den pro Kopf und Nase benötigten Dingen, sollte auch überlegt werden, welche Probleme entstehen könnten und welche Lösungsmöglichkeiten vorbereitet werden können. Zum Beispiel einen Treffpunkt vereinbaren, wo man sich trifft, wenn kein Verbindungsmittel und auch keine Kommunikation mehr funktioniert (etwa mit den Kindern, die in der Schule oder anderswo außer Haus sind). Lässt sich mit Nachbarn ein quasi „Leidensverband“ gründen, indem beispielsweise ein vorhandener Gasgriller für mehrere Haushalte gemeinsam genutzt wird.

Sichere Versorgung

Die Austrian Power Grid (APG) – Österreichs unabhängiger Stromnetzbetreiber, der das überregionale Stromtransportnetz steuert und verantwortet – hatte im November einen Stresstest zur Beurteilung der sicheren Stromversorgung für den kommenden Winter für Österreich unter verschärften äußeren Bedingungen erstellt.

Gerhard Christiner, Vorstand der APG

„Übergeordnetes Ziel des Stresstests ist es kritische Situationen, welche zu möglichen stundenweisen Strommangellagen führen können, zu identifizieren. Nur mit einer derartigen Analyse ist es möglich ein gezieltes Monitoring der Versorgungslage während der nächsten Monate durchzuführen und im Falle drohender Versorgungslücken weiteren Eskalationen frühzeitig gegenzusteuern“, erklärt Gerhard Christiner, Vorstand der APG das Wozu.

Fazit: Die energiewirtschaftliche Gesamtsituation könne zwar als „herausfordernd“ bezeichnet werden, Österreich sei aber gut vorbereitet. Aktuell und in Zusammenhang mit den Szenarien des Stresstests sieht man bei der APG jedenfalls kein erhöhtes Blackout-Risiko.

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