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Green Buildings

von Redakteur
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Wie Klima- und Umweltschutz im Bauwesen Fuß gefasst hat und wie Gebäude von morgen aussehen (könnten).

Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in aller Munde, es hat mittlerweile auch – und das ist gut so – in sämtlichen Bereichen unseres Daseins an Bedeutung gewonnen. Große Unternehmen setzen sich ebenso damit auseinander wie Start-ups und Privatpersonen. Kein Wunder also, dass heute auch das Bauwesen auf Nachhaltigkeit setzt und dementsprechende Wege geht.

Darum grün bauen

Grundsätzlich geht es bei den sogenannten „Grünen Gebäuden“ darum, den Einfluss auf Umwelt und Menschen in der Umgebung maßgeblich zu reduzieren. Dies wird verwirklicht durch die konstruktive Verwendung von Ressourcen wie Wasser, Energie u.a. den Schutz der Menschen, die in dem Gebäude leben und arbeiten sowie die Verminderung von Schmutz und Abfall. Letzteres hat maßgeblichen Anteil an der Entlastung der Umwelt. Durch die Errichtung dementsprechender Bauten ergeben sich zum einen verminderte Betriebskosten aufgrund des ressourcenschonenden Einsatzes von Energie und Wasser und zum anderen weit bessere Werte bezogen auf Luftqualität sowie Umweltbelastung. Gerade in (Groß-)Städten trägt diese Bauweise auch zur Vermeidung von sogenannten Hitzeinseleffekten bei. Das bedeutet, dass wegen wenig Vegetation neben starker Bebauung das Klima, anders als im ländlichen Bereich, als Lokalklima auftritt, was eine höhere Durchschnittstemperatur, niedrigere Luftfeuchtigkeit und im Extremfall dadurch bedingte Gesundheitsschäden zur Folge haben kann.

Alle Baukunst bezweckt eine Einwirkung auf den Geist, nicht nur einen Schutz für die Körper.

John Ruskin, 19. Jahrhundert

Grüne Gebäude in der EU

Im Jahr 2005 wurde das auf freiwilliger Basis beruhende GreenBuilding-Programm der Europäischen Kommission gestartet. Es ermöglicht Hilfestellung für Eigentümer und Nutzer von Nichtwohngebäuden (privat oder öffentlich) bei der Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäudebestände. Dementsprechend können Unternehmen, Betriebe und Organisationen daran teilnehmen, die durch Nutzung erneuerbarer Energiequellen zur Verwirklichung der GreenBuilding-Ziele beitragen wollen. Die Kriterien für die Auszeichnung von Energieeffizienzmaßnahmen im Nichtwohnbau durch das EU GreenBuilding Programm sind: 25 % Energieeinsparung im Vergleich zur Bauordnung bei Neubauten, 25 % Einsparung im Vergleich zum Bestand bei Sanierungen bezogen auf die national höchst zulässigen Verbrauchsziele.

Beispiele für Referenzprojekte in Österreich:

  • Smart Campus, Wien
  • ÖBB Güterterminal in Wolfurt
  • Walter Business Park 7, Wiener Neudorf
  • Innere Medizin Süd, LKH Innsbruck
  • Kinder- und Jugendpsychiatrie, Haus 6, LKH Hall

Grüne Gegenwart und Zukunft

Schon jetzt geht die „Grüne Architektur“, wenn man sie so nennen will, einen verbindenden Weg: Heute will man in der Stadt leben, einen städtischen Lebensstil haben, schlichtweg urban sein. Man will aber auch naturverbunden sein, Bio, grün und – zum Glück – umweltbewusst. Zwei kontrastierende Wünsche? Ganz und gar nicht, denn genau auch hier setzt das nachhaltige Bauen in einer plakativen Form an: Es macht das grüne Bewusstsein zum einen greifbar und, wenn auch optisch so ausgelegt, tatsächlich mitten in der Stadt erlebbar. Ein Blick nach Kopenhagen beispielsweise zeigt, was möglich ist. Hier lebt die Stadtentwicklung von grüner, verbindender Planung. Das im Aufbau befindliche nachhaltige Parkhaus am Meer wird unter Wasser Autos beherbergen und an der Oberfläche Begegnungszone sein – aus Holz. Ganz normal in der dänischen Hauptstadt, wo auch bereits jetzt die Zukunft geschaffen wird: Bereits 2010 wurde im Stadtteil Ørestad das Projekt „House 8“ von Stararchitekt Bjarke Ingels fertiggestellt: Die Mini-Stadt in der Stadt ist autofrei, grün, cool, hip, lichtdurchflutet, fast mystisch.

Auch Mailand hat mit den Zwillingstürmen „Bosco Verticale“ gezeigt, was man machen kann: Der von Stefano Boeri geschaffene Komplex nutzt ersten städtischen Wohnraum auf ideale Weise und schafft durch die Begrünung eine immense Verbesserung der Biodiversität. Die insgesamt mehr als 3000 (!) Bäume und Pflanzen an den Türmen bieten Bienen und anderen Arten Heimat, außerdem sorgen sie in den Wohnungen für ein besseres Mikroklima.

Zwei brandaktuelle Beispiele kommen aus Österreich: Im burgenländischen Zurndorf entsteht mit der neuen Sektkellerei A-Nobis ein nach allen Maßstäben der Green Buildings ausgerichtetes Gesamtkonzept. Gebaut im Einklang mit der Natur, außen begrünt, ideale Helligkeitsnutzung u.v.m. machen die neue Heimat der Getränkehersteller zu einem Top-Beispiel. Noch ein Stückchen weiter entfernt, aber auch schon greifbar nahe ist der neue, innovative IKEA-Standort am Wiener Westbahnhof. Das Konzept sieht vor, dass nur tatsächlich gekauft und mitgenommen werden kann, was per pedes oder mit den Öffis transportiert werden kann; der Rest wird bestellt und anschließend geliefert. Außerdem möchte man – vor allem mit der begrünten Dachterrasse – einen Ort der Zusammenkunft für alle Menschen der Region, nicht nur Käufer, schaffen. Dazu kommen viel Licht durch großflächiges Glas, begrünte Außenwände und mehrere Freiflächen. Ein grüner Ort der Begegnung mitten in der City – mit Option auf eine CO2-verträgliche Reise mit dem Zug. Dies sind nur einige wenige Beispiele unter zahlreichen, die zeigen, was im Moment auf dem Gebiet der grünen Architektur geschaffen wird. Leben wir in 100 Jahren in Baumhäusern mitten in der City? Wir werden es sehen …

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