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Crowdfunding – die „Crowd“ investiert

von Redakteur
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Crowdfunding ist in der heimischen Wirtschaft ein populäres Schlagwort. Mittlerweile ist diese Form des alternativen Finanzierungsmodell zwar auch in Österreichs Unternehmerlandschaft angekommen und akzeptiert, aber es besteht noch Luft nach oben.

Die Grundidee des Crowdfundings

Es gibt viele gute Geschäftsideen, deren Umsetzung allerdings kostspielig ist. Der klassische Bankkredit ist zwar noch immer bei vielen Gründern die beliebteste Form der Fremdfinanzierung, aber je innovativer die Idee, desto schwieriger ist es manchmal, den Geldgeber von einem erfolgreichen Geschäft zu überzeugen. Und hier greift der Gedanke des Crowdfundings. Die Idee wird bestmöglich präsentiert, um möglichst viele Menschen davon zu begeistern. Ziel ist, dass durch die Beteiligung vieler Sponsoren, die mit jeweils kleinen Beträgen unterstützen, ebenfalls die benötigte Finanzspritze erreicht werden kann. 

Crowdfunding bietet viele Vorteile

Beim Crowdfunding sammelt ein Unternehmer für seine Idee einerseits Geld, parallel dazu baut man sich aber auch einen ersten Kundenstock auf, für den man sich Marketingaufwand erspart. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die intensive Kundenbeteiligung auch automatisch ein Feedback zurückkommt. Dies ist nützlich für die Verbesserung oder Weiterentwicklung. Trotz vieler Investoren behält der Unternehmer beim Crowdfunding in den meisten Fällen die volle Verantwortung. Die Investoren bleiben „stille“ Gesellschafter. Normalerweise bleibt ein Finanzinvestment in Unternehmen einer gut betuchten Elite vorbehalten. Beim Crowdfunding ist es für Jedermann möchglich, sich an vielversprechenden Projekten als Investor zu beteiligen. 

Crowdfunding hat aber auch Schattenseiten

Der Nachteil ergibt sich beim Thema Risiko. Zwar ist das Risiko des einzelnen Investors, sehr viel Geld zu verlieren beim Crowdfunding gering, jedoch sind Crowdinvest-Projekte an sich eher riskante Vorhaben, bei denen auch stets die Gefahr des Totalverlustes gegeben ist. Auch muss man sich als Unternehmer bewusst sein, dass man durch die offene Präsentation seiner Idee andere Firmen „inspirieren“ kann, ohne den Begriff „Ideen-Diebstahl“ in den Mund zu nehmen.

Mehrere Modelle des Crowdfundings

Crowdfunding ist aber nicht gleich Crowdfunding. Es gibt vier unterschiedliche Modelle, wobei das erste Modell dem klassischen Crowdinvesting entspricht. 

– Equity based Crowdfunding: Bei diesem Modell erhält der Investor im Gegenzug für sein Geld eine Beteiligung. Dieses Modell wird eingesetzt in der Frühphasenfinanzierung, um ein Projekt in einer Erstfinanzierung auf den Weg zu bringen. Vor allem für Start-ups, aber auch geeignet für Projekte von KMUs.

– Donation based Crowdfunding: Hier werden meist soziale oder gemeinnützige Projekte gesponsert. Der Investor ist mehr oder weniger Spender, der keine Gegenleistung fordert.

– Reward based Crowdfunding: Der Investor bekommt zwar kein Geld zurück, erhält aber eine Anerkennung, meist in materieller Form. Zum Beispiel, indem der Investor das entwickelte Produkt testen oder benutzen kann.

– Lending based Crowdfunding: Der Investor „verleiht“ sein Geld über ein Unternehmen oder einen Crowdfunding-Plattformbetreiber. Als Rückfluss erwartet sich der Investor eine Verzinsung des Geldbetrags innerhalb einer definierten Laufzeit.

Mittlerweile gibt es sogar Anbieter, die einen Crowdfinancing-Mix anbieten und die Kombinationen der unterschiedlichen Crowdfunding-Varianten anbieten.

Am Anfang steht die innovative Idee

Damit ein Projekt genügend Investoren findet, muss die Sinnhaftigkeit der Idee bei möglichst vielen Menschen Anklang finden. Innovation alleine ist zu wenig. Die Idee oder das Produkt müssen den Vorteil klar ersichtlich machen und – je nach Crowdfunding-Modell – den Investoren auch die Perspektive auf Gewinn eröffnen. Das Ur-Prinzip, dass sich mehrere Menschen zusammenschließen, um gemeinsam ein Projekt zu finanzieren, gibt es schon seit Jahrhunderten. Die Freiheitsstatue in New York (1885) kann als eines der ersten solcher Projekte gesehen werden. Aber natürlich hat Crowdfunding in der Form, wie wir es verstehen, erst mit dem Internetzeitalter begonnen. Hier gingen die ersten Kampagnen von der Musikbranche aus. So ermöglichte etwa die Fan-Beteiligung von 60.000 US-Dollar der britischen Rockband „Marillion“ 1997 eine US-Tour. Das Wort „Crowdfunding“ wurde allerdings erst 2006 für diese Art der Investition eingeführt. Um diese Zeit entstehen in den USA und Europa zahlreiche Crowdfunding-Plattformen, die das Interesse vieler Unternehmen weckten.

Holpriger Start in Österreich

Auch in Österreich gibt es seit 2010 eigene Plattformen. Aber bis 2015 war die Anzahl der Projekte eher überschaubar. Mit dem Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) erhielt Crowdfunding in Österreich im Jahr 2015 seinen rechtlichen Rahmen. Seither steigt die Zahl der Plattformen. Vor allem aber nahm in den letzten Jahren sukzessive die Zahl der KMUs zu, die sich ans Thema Crowdfunding wagen. Aktuell gibt es mehr als 25 nationale Plattformen. Sie fokussieren auf unterschiedliche Themen – etwa auf Start-ups, KMUs, Regionen, Immobilien, Tourismus, Sport, Klimaschutz, Energie- und Mobilitätsthemen usw. 

Je innovativer, desto besser

In manchen Branchen ist Crowdfunding beliebter als in anderen. Bei Musik- und Filmprojekten, aber auch im Gaming, bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Spiele, hat Crowdfunding sich einen guten Ruf erarbeitet. Mittlerweile greifen Firmen auch bei Digitalisierungsprojekte gerne zu dieser Finanzierungsvariante. Gerade bei Projekten im Bereich Zukunftsthemen und Megatrends gibt es Potential. 2020 konnte das deutsche Unternehmen Sono Motors mit seiner Crowdfunding-Kampagne mehr als 50 Millionen Euro für ein neues Solarauto sammeln. Auch in Österreich erzielte unlängst ein E-Mobility-Start-up in seiner Crowdfunding-Kampagne eine Summe von über einer Million Euro. 

Für den optimalen Einstieg

Gerade bei kleinen Unternehmen müssen sich die Projektleiter die Frage gefallen lassen, ob die junge Firma überhaupt über die technischen und personellen Voraussetzungen verfügt und die Ressourcen aufbringen kann, um ein Projekt umzusetzen. Am allerwichtigsten ist es, den Zielbetrag des Crowdfunding-Projektes zu kennen – die sogenannte Fundingschwelle. Wird diese nicht erreicht, erhalten die Investoren ihren eingesetzten Betrag zurück. Eine stets berechenbarer Faktor in einer Finanzierungslandschaft mit vielen Unbekannten bleibt der klassische Bankkredit. BeraterInnen der Volksbank unterstützen in Investitionsfragen. Crowdfunder sollten sich bereits im Vorfeld auch eine „Fangemeinschaft“ aufbauen. Heutzutage wird das bevorzugt über Social Media erzielt. Bei der Wahl der richtigen Plattformen sollte man sich ebenfalls ausreichend Zeit nehmen. 

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