Blogstart Unternehmer-Portraits S.A.M. Kuchler – Von der Vision zur Revolution

S.A.M. Kuchler – Von der Vision zur Revolution

von Claudia Plam
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In seinem Berufsumfeld hatte Fritz Kuchler (1940-2019) bereits in frühen Jahren intensive Einblicke in die Probleme und Herausforderungen mit denen Anwender:innen von Aufschnittmaschinen tagtäglich zu tun hatten – vom Fleischhauer bis zur Verkäuferin. In der komplizierten Handhabung, im mühevollen Bedienen der Maschinen und wohl auch in mangelhafter Hygiene erkannte Fritz Kuchler ungeahntes Verbesserungspotential. In dem Erfinder und Geschäftsmann nimmt eine Vision rasch Gestalt an: ein Gerät, das Aufschnitte automatisch ohne Handberührung schneidet. 1971 bringt er die erste elektronisch gesteuerte Aufschnittmaschine der Welt auf den Markt und legt damit den Grundstein für den Aufbau eines modernen Unternehmens unter der Marke S.A.M. Kuchler Electronics.

S.A.M. – sine auxilio manus

Sine auxilio manus (abgekürzt SAM) ist lateinisch und bedeutet „ohne Hilfe der Hand“. Diese Abkürzung ist mehr als nur ein Name, sie ist Programm für eine Firma, die Aufschnittmaschinen herstellt mit dem Anspruch bei der Bedienung den Gebrauch der Hände auf ein Minimum zu reduzieren. Die Verwirklichung dieser programmatischen Ansage war ein Quantensprung im Bereich der Hygiene aber auch im Bereich der Bedienbarkeit von Aufschnittmaschinen.

Von nun an muss das Schnittgut – sei es Salami, Käse, Lachs oder Entenbrust – nicht mehr in gebeugter Körperhaltung vom Bedienpersonal mühevoll auf einem Schlitten händisch monoton hin und her bewegt werden. Nun ermöglicht elektronische Steuerung der Aufschnittmaschine kinderleichte Bedienung ohne körperliche Anstrengung. Einfach Schnittgut auflegen, Programm eintippen – und sich einer anderen Betätigung zuwenden, beispielsweise der freundlichen Beratung von Kund:innen. Die Aufschnitt- und Verpackungsmaschine verarbeitet derweil ganze Stangen von Salami oder Extrawurst – bis zu 150 Packungen pro Stunde.

Verpackung neu gedacht

Denn nicht nur die Aufschnitttechnik wurde im Hause SAM revolutioniert, sondern auch die Möglichkeiten aufgeschnittene Köstlichkeiten frisch zu verpacken. Das sogenannte SamPak ist eine einzigartige Verpackung, die das Aroma und die Schnittfrische mehrere Tage lang bewahrt. Hygienisch und ohne Handberührung in mehreren von einander getrennten Lagen. Jüngste Patentierung in der SAM-Verpackungstechnik: BioSamPak, eine innovative Verpackung für Wurst und Käse, bietet die gleichen Hygiene- und Haltbarkeitsstandards wie Kunststoff, ist aber gleichzeitig kompostierbar, denn das Ausgangsmaterial ist der nachwachsende Rohstoff Holz.

Mehr als 500 Patente

Valentina Kuchler führt seit 2018 mit ihrem Bruder Constantin das Familienunternehmen in nächster Generation fort.

„S.A.M. hat bereits mehr als 500 Patente auf den Markt gebracht.“

Und die Entwicklungen gehen weiter: „Wir haben eine eigene Entwicklungsfirma, die kümmert sich tagtäglich darum neue Funktionen zu entwickeln, Maschinen zu verbessern. Das kann manchmal nur eine kleine Materialveränderung sein.“ Nicht nur die Ideen für neue Maschinen entstehen im eigenen Haus, sondern auch die Maschinen selbst. Valentina Kuchler: „Wir produzieren alle Teile im Haus, das heißt, wir drehen und fräsen sie selber, wir schleifen sie selber und haben auch die Endmontage im Haus. Unser Erfolg basiert vor allem auch auf dem Fachwissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen viele schon seit Jahrzehnten bei uns beschäftigt sind. Wir können uns aufeinander verlassen – genauso wie auf die Volksbank, unsere Hausbank seit über 45 Jahren.“

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