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Frauen bringen Schwung in Österreichs Wirtschaft

von Redakteur
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Erstaunlich, dass Österreichs Wirtschaft noch immer zu wenig auf Frauenpower setzt, denn Statistiken beweisen, dass Unternehmen, die auf Frauenbeteiligung in der Führung setzen, im Durchschnitt deutlich erfolgreicher performen als rein männergeführte Betriebe. Um mehr Frauen in Österreichs Wirtschaft zu Unternehmerinnen zu machen, braucht es aber bessere Rahmenbedingungen. Welche, wollen wir aufzeigen.

Seit Jahren wird eine höhere Frauenquote in Österreichs Unternehmen gefordert. Tatsächlich steigt die Anzahl der Betriebe, die von Frauen geführt werden. Trotzdem geht die Frauenquote nur langsam nach oben, wie die Daten des Bundeskanzleramts zeigen: 2023 lag der Frauenanteil in den Geschäftsführungen bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs bei lediglich 12,2 Prozent. Etwas besser ist der Anteil von selbständigen Frauen. In den letzten Jahren lag der Anteil der Frauen an Selbstständigen und Unternehmern in Österreich zwischen 30 und 40 Prozent. Die Zahlen beweisen jedoch, dass sich hierzulande noch zu wenig herumgesprochen hat, dass Frauen ein wahrer Erfolgsfaktor sind. Denn Untersuchungen zeigen eindrucksvoll, dass sich die wirtschaftlichen Kennzahlen positiv verändern, wenn der Frauenanteil in der Geschäftsleitung steigt. Das hat auch Auswirkungen auf die Rendite von Unternehmen und auch die Unternehmenskultur ist nachweislich dort besser, wo Frauen in der Führung mitgestalten.

Sichtbarkeit von Frauen in Österreichs Wirtschaft erhöhen 

Was muss also geschehen? In jedem Fall muss die Sichtbarkeit der weiblichen Erfolge erhöht werden. Unternehmerinnen dürfen sich nicht verstecken, sondern sollten über ihre eigenen Erfolge sprechen. Ein besserer Zusammenhalt unter den Unternehmerinnen wäre daher wünschenswert. Wenn Frauen gegenseitig ihre Leistungen stärker in den Fokus rücken, fruchtet das auch im Bewusstsein der Bevölkerung. Mehr sichtbare Frauen führen zu mehr Selbstvertrauen. Best-Practise-Beispiele motivieren zum Beispiel, es den Vorbildern gleich zu tun. 

Erfolg vor den Vorhang

In Österreich existieren noch sehr alte, männerlastige Arbeitswelten. Mit Role Models kann es gelingen, dass sich klassische Rollenzuschreibungen verändern. Das wäre der erste Schritt, um auch Arbeitswelten zu gestalten, die auf weibliche Bedürfnisse eingehen. Wichtig ist, Frauen die Ängste vor dem Einstieg in die Wirtschaft zu nehmen. Erfolgreiche Unternehmerinnen können als Mentorinnen für Neueinsteigerinnen agieren. Der Aufbau von Netzwerken und Mentoring-Programmen, in denen erfahrene Unternehmerinnen neue Gründerinnen unterstützen, kann entscheidend sein. Solche Programme bieten wertvolle Tipps und helfen beim Networking.

Zugang zu Kapital

Frauen benötigen gleiche Zugänge zu Kapital und Finanzierungsmöglichkeiten. Leider zeigt sich die Ungleichbehandlung von Mann und Frau auch in der Finanzierung. Frauen erhalten deutlich weniger Kreditmittel und auch weniger Unternehmens-Startkapital als Männer. Um bei den Finanzierungen mehr Chancengleichheit zu erzielen, sollten Frauen stärker in Finanzierungsentscheidungen eingebunden werden. Aktuell sind es vor allem Männer, die Finanzierungen bereitstellen. Banken und Investoren sollten ihre Kriterien überdenken und Programme entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Gründerinnen zugeschnitten sind

Bildung verbessern

Wer in die Wirtschaft geht, sollte aber auch über ein gutes Niveau bei der Finanzbildung verfügen. Leider sieht die Realität anders aus. Viele angehende Unternehmerinnen und Unternehmer weisen Mängel in der Finanzbildung auf. Männer agieren gegenüber Banken allerdings überzeugender und überspielen ihre Schwächen. Wir wollen nicht dazu aufrufen, dass Frauen versuchen sollten, ihre Mängel zu verbergen, sondern wir raten dazu, sich dem Thema Finanzbildung stärker anzunehmen, denn umso besser man zu Bankverhandlungen geht, desto leichter kommt man auch an Geldmittel oder zu alternativen Finanzierungen. Wo wir schon bei Bildung sind: Es gibt einen Mangel an Angeboten zur Weiterbildung, die auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen zugeschnitten sind. Das behindert die persönliche und berufliche Entwicklung von Frauen. Es muss der Zugang zu Bildung und Schulungen optimiert werden, die sich auf Unternehmertum, Geschäftsführung, Finanzmanagement und weitere relevante Themen fokussieren. Auch Workshops, Seminare und Online-Kurse speziell für Frauen könnten hilfreich sein.

Unterstützung von mehreren Seiten

Der größte Hinderungsgrund für Frauen, in die Wirtschaft zu gehen, sind die familiären Verpflichtungen. Es braucht familienfreundliche Policies, um Job und Familie besser in den Griff zu bekommen. Unternehmen und Institutionen sollten familienfreundliche Maßnahmen fördern, wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, vor allem aber bessere Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Je mehr Unterstützungssysteme ein Land zu bieten hat, desto stärker wird auch die Beteiligung von Frauen. Start-ups und Innovationszentren sollten noch bessere Programme entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Gründerinnen eingehen. Etwa durch spezielle Zuschüsse oder Beschleunigungsprogramme.

To-Do-Liste

Das braucht es, um mehr Frauen in die Wirtschaft zu bringen

Bewusstseinsbildung:

– Schulungen zur Sensibilisierung im Hinblick auf Geschlechter-Stereotypen und Vorurteile.

– Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung positiver Role Models und Erfolge von Frauen in der Wirtschaft.

– Sensibilisierung der Gesellschaft für die Vorteile von mehr Frauen in der Wirtschaft.

Bildung & Ausbildung:

– Verstärkte Förderung von MINT-Fächern für Mädchen.

– Stipendien und Programme speziell für Frauen in wirtschaftlichen sowie technischen Studiengängen.

Mentoring & Netzwerke:

– Etablierung von Mentoring-Programmen, bei denen erfahrene Frauen junge Frauen unterstützen.

– Schaffung von Netzwerken, die den Austausch und die Vernetzung von Frauen in der Wirtschaft fördern.

Flexible Arbeitsmodelle:

– Schaffung von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.

Finanzielle Unterstützung:

– Zugang zu Kapital und Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmerinnen verbessern.

– Angebote für Mikrokredite und spezielle Förderprogramme für Frauen im Unternehmensaufbau.

Politische Maßnahmen:

– Gesetze und Initiativen zur Förderung der Gleichstellung und Chancengleichheit.

– Förderung von Elternzeitregelungen, die auch Männern den Zugang zur Betreuungsarbeit erleichtern.

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