Unternehmer-Portraits „Wie die Pflanzen niemals ruhen, so ruhen auch wir Gärtner nie“ von Claudia Plam 09.06.2021 09.06.2021 13 Minuten lesen 741 Im Familienbetrieb der Gärtnerei Ganger schafft man gemeinsam als Team Großes: „Jeder packt an, jeder hat seine Schwerpunkte.“ Daniel Ganger ist zwar ein sogenannter Quereinsteiger, aber er hat im Familienbetrieb der Gärtnerei Ganger in Wien-Aspern seit nunmehr fast vier Jahren seine Berufung gefunden: „Es sind die Bewegung in der freien Natur und die Zusammenarbeit mit der Natur. Ich sage immer: Wir haben eine sehr harte Arbeit, weil wir Feldarbeit verrichten, aber wir machen eine sehr schöne, sinnvolle Arbeit. Wir bieten den Menschen unvergleichlich gute Produkte“, schwärmt Daniel Ganger, der gemeinsam mit seinen Schwiegereltern und seiner Frau einen sehr vielfältigen Gemüseanbau-Betrieb inklusive Floristik-Abteilung führt. Und das bereits in vierter Generation seit 1898 (!). „Wir produzieren Bio-zertifiziertes Freilandgemüse sowie Gemüse aus geschütztem Anbau im Glashaus. Wir bieten bis zu fünfzig verschiedene Sorten Tomaten, aber auch Gurken, Paprika, Melanzani, Artischocken und verschiedenste Küchenkräuter. Alles in hervorragender Bio-Qualität. Wie die Pflanzen niemals ruhen, so ruhen auch wir Gärtner nie“, sagt Daniel Ganger nicht ohne Stolz. Teamarbeit in der Gärtnerei GangerIm familiären Gärtnereibetrieb im 22. Wiener Gemeindebezirk versteht man sich als Team. „Es hat jeder seine Interessen und seinen Bereich, wie er sich in den Betrieb einbringt. Wir führen das Unternehmen als Team, jeder hilft mit. Jeder packt an und hat seine Schwerpunkte: Mein Schwiegervater ist Herr über unsere Gemüse-Produktion, meine Frau beschäftigt sich vorwiegend mit der Gemüsepflanzen-Produktion sowie der Planung der Kulturen im Freiland. Meine Schwiegermutter wiederum führt den Ab-Hof-Laden und hat auch das Finanzielle über“, erklärt der Gemüseproduzent. Er selbst ist momentan in jedem Bereich zum Teil involviert, weil er als „Spätberufener“ alles kennenlernen möchte. „Es dauert wider Erwarten relativ lange, bis man alle Prozesse und Abläufe gut überblickt“, erzählt er aus dem vielschichtigen Arbeitsalltag. "Ich bin stolz auf unsere Mitarbeiter. Auf alle Leute, die sich bereiterklären, ihr Leben dieser harten Arbeit zu widmen. Und die mit mir und meiner Familie gemeinsam dieselben Ziele verfolgen." Der Siegeszug der Cocktail-ParadeiserIn den letzten Jahren wurden immer wieder Investitionen zur Verbesserung in der Kulturführung getätigt. Mit dem „Ab-Hof-Laden“ hat man sich ein zusätzliches Standbein für die Zukunft aufgebaut, wo man auch immer wieder Einzigartiges anbietet. „Wenn man ‚klein’ ist und einen Ab-Hof-Laden führt ist es wichtig, dass man auch immer wieder etwas Neues anbieten kann. Wir sind stets auf der Suche nach Neuem, beobachten den Markt, wo ein Trend entstehen könnte. Wo gibt es eine interessante Frucht, die bis jetzt noch nicht im Fokus stand? Wir versuchen das dann früh anzubauen und in Kleinserien zu testen. Das ist einfach notwendig als kleiner Betrieb“, nennt Daniel Ganger als Beispiel die Cocktail-Paradeiser, die im letzten Jahrzehnt zu einem richtigen Verkaufshit geworden sind.„Vor 20 Jahren hat noch niemand von Cocktail-Paradeisern gewusst, sie sind erst vor etwa 15 Jahren in Österreich angekommen und wurden damals von meiner Frau forciert – teilweise sogar gegen den Rat meiner Schwiegereltern, die nicht gedacht haben, dass die kleinen Paradeiser Potential haben. Sie hat das aber konsequent weiterverfolgt, noch lange bevor Cocktail-Paradeiser im Supermarkt so richtig vorhanden waren. Es hat Jahre gedauert, bis sie richtig etabliert waren. Und heute sind Cocktail-Paradeiser eines unserer Top-Produkte und nicht mehr aus unserem Sortiment wegzudenken.“Als Gemeinschaft Berge versetzenDie Covid-Zeit ist natürlich auch nicht spurlos an der Gärtnerei Ganger vorübergegangen. „Mit der Ankunft des Virus in Österreich hat für uns alle eine sehr stressige und fordernde Zeit begonnen. Wir haben das früh sehr ernst genommen und versucht, Vorsichtsmaßnahmen für unsere 25 Mitarbeiter zu treffen und diese auch umzusetzen. Extrem dankbar sind wir gewesen, dass wir auch während der Lockdowns den Betrieb offenhalten durften. Da wir als produzierende Gärtner als systemrelevant gelten. In unserem Ab-Hof-Laden war der Andrang während der Lockdowns teilweise so groß, dass wir sogar mittels Ordnern für einen geregelten Ablauf und das Einhalten der Abstände sorgen mussten. Wir hoffen, dass jetzt wieder alles in die Normalität übergeht“, erinnert sich der „Junggärtner“ an diese sehr belastende Zeit zurück. Währenddessen sind auch einige Geschäftsfelder komplett weggebrochen: Etwa die Lieferungen in die Gastronomie bzw. in Schulen und Kindergärten. Guter Geschmack beginnt bei der Hege und Pflege von Anfang an. „Gerade wenn man gefordert ist, Ideen zu finden, wie man schwierige Zeiten überstehen kann, sollte man sich besinnen und fragen: Warum mache ich das eigentlich? Was ist der Sinn meiner Arbeit? Was tue ich für meine Geschäftspartner, für meine Lieferanten? Warum mache ich das Ganze eigentlich? Diese Fragen sollte man sich täglich stellen, denn das ist ein großer Motivator – und hilft gerade auch in Krisenzeiten.“Essenziell ist für den Unternehmer die Arbeit in der Gemeinschaft: „Das wünsche ich jedem Unternehmer, dass er in irgendeiner Form eine solche Gemeinschaft hinter sich hat. Damit lassen sich die Lasten besser verteilen und man kann Berge versetzen.“ Die Volksbank als starker PartnerWenn es um notwendige Investitionen geht, ist die Volksbank für den Familienbetrieb ein langjähriger Partner, auf den man sich immer verlassen konnte. Daniel Ganger: „Wir pflegen immer gute Kontakte zur Volksbank und sind sehr zufrieden. Wir müssen jedes Jahr sehr viel in Anlagen und Material investieren, und da berät man sich gerne mit einem starken Verbündeten. Die Volksbank ist eine essenzielle Stütze in finanziellen Angelegenheiten. Dass man die Bank als Partner mit an Bord hat, ist für uns sehr wichtig, weil man versucht, die Wertschöpfung so gut wie möglich hochzuhalten. Und da ist die Volksbank einfach ein Teil davon.“Die Zukunft ist BioIn den nächsten Jahren will man sich in der Gärtnerei Ganger noch viel mehr auf den Bio-Anbau konzentrieren. „Bio ist für mich mehr als ein Schlagwort, das bei den Kunden gut ankommt. Bio ist ein Garant für hohe Qualität und Naturverbundenheit und aus meiner Sicht immens wichtig, weil wir ganz dringend wieder lernen müssen, enger mit der Natur zusammenzuarbeiten. Viel Wissen über den Bio-Anbau ist leider verloren gegangen. Zum Glück haben wir schon sehr früh wieder begonnen, uns auf alte Werte zu besinnen.“ Und noch mehr: „Im Freiland haben wir schon jede Menge Erfahrung, ich möchte aber gerne noch einen Schritt weiter in Richtung Bio gehen. Ich möchte auf diesem Gebiet noch viel mehr Erfahrung und Wissen sammeln, sodass wir den Bio-Anbau auch in Glashäusern wirtschaftlich betreiben können. Uns ist bewusst, dass dieser Aufbau von Know-how eine große Aufgabe ist, die sehr viel Zeit und Kapital erfordert. Ich halte das aber für sehr wichtig“, sieht Daniel Ganger den Bio-Anbau aus gärtnerischer Sicht als große Herausforderung, aber auch Chance in der Zukunft. Grüne Weite vor den Toren Wiens ErfolgsgeschichteUnternehmerportrait 0 FacebookTwitterLinkedinEmail voriger Beitrag Kundenkontakt 2.0: Neue und alte Wege nächster Beitrag Wie sieht Ihre Finanzierungsstrategie aus? Ähnliche Artikel S.A.M. Kuchler – Von der Vision zur Revolution 11.12.2024 Restaurant Schicker: Gelebte Lebensmittelqualität in einem Familienbetrieb seit... 05.12.2024 Bauunternehmen Waizenauer – Der Spezialist im Innviertel 04.11.2024 Bruckners Bierwelt – 100% BIO 04.11.2024 Frank Dach – Oben auf 23.10.2024 DR. VET – Die Tierärzte 10.12.2023 Gnant verbindet Tradition mit Zukunft 25.10.2023 Palettenbewirtschaftung – eine geschäftstragende Idee 25.10.2023 Urlaub am Klimagipfel 25.10.2023 Vertrauen in die eigene Leistung 24.10.2023