ID Austria – Die Vorteile und Risiken

Weiterentwicklung der Handy-Signatur

Um mit der Zeit zu gehen und konkurrenzfähig zu bleiben, sieht der sogenannte Digitale Aktionsplan Austria des Bundesministerium für Finanzen (BMF) und Bundesministerium für Inneres (BMI) unter anderem vor, den Kontakt zwischen Bürgern, Behörden und Unternehmen im digitalen Zeitalter so einfach wie möglich zu gestalten, gleichzeitig aber auch die höchsten Sicherheitsstandards zu erfüllen. Die ID Austria ist der elektronische Identifikationsnachweis, der Verwaltungs- und Geschäftsprozesse erleichtert. 

Qualität auf dem Prüfstand

Für digitale Amtswege wurde bisher die Handy-Signatur benutzt. Allerdings ist die Handy-Signatur ein Auslaufmodell und wird von immer weniger Services unterstützt. Daher wird der Umstieg auf die ID Austria empfohlen. Neben dem einfachen und unkomplizierten Handling gibt es mehr Services, mehr Einsatzmöglichkeiten und deutlich höhere Sicherheit. Seit 2021 läuft die Pilotphase, in der das System auf seine Tauglichkeit geprüft und der Anwendungsbereich ständig erweitert wird. Heuer erfolgt der offizielle Startschuss der ID Austria und soll in weiterer Folge auch EU-weit nutzbar werden. 

Vieles wird einfacher mit ID Austria

Amtswege gelten ja nicht gerade als Lieblingsbeschäftigung der Bürger. Wie von der Handy-Signatur bereits gewohnt, lassen sich mit der ID Austria Behördengänge deutlich vereinfachen, indem zum Beispiel digitale Amtswege unabhängig von Zeit und Ort im Handumdrehen erledigt werden können. Geschwindigkeit und Bequemlichkeit der Amtswege legen zu. Über die App Digitales Amt kann der User sämtliche Behörden-Services nutzen und wie mit der Handy-Signatur auch digitale Dokumente elektronisch und rechtssicher unterschreiben – vom Vertrag, über Rechnungen und Formulare bis hin zu Kündigungen. 

Dokumente immer dabei

Im digitalen Zeitalter landen behördliche Schriftstücke, vom Strafregisterauszug bis zum Meldezettel nicht mehr im Briefkasten, sondern im elektronischen Postfach. Mit der ID Austria ist kein Einscannen mehr von Dokumenten, wie Reisepass, Führerschein usw. notwendig, sondern man hat die Ausweise immer über das Smartphone digital dabei. Derzeit ist dieses Service zwar nur innerhalb Österreichs zulässig und ersetzt aktuell noch kein Reisedokument für den Grenzübertritt, aber es dürfte sich nur um eine Frage der Zeit handeln, bis der globale Einsatz erlaubt wird.

Zwei Versionen

Es gibt die ID Austria mit Basis- und Vollfunktion. Die Basisfunktion enthält alle Funktionen der Handy-Signatur. Während man bei der Handy-Signatur vorrangig behördliche Dienste in Anspruch nimmt, wie etwa dem Log-in bei Finanz-Online oder dem Digitalen Amt, geht die ID Austria eine Stufe weiter und wird zur digitalen Identifikation – allerdings nur in der Vollversion. Dazu ist bei der Registrierung eine behördliche Identifikationsfeststellung notwendig. Bei einem Online-Umstieg von Handy-Signatur auf ID Austria übernimmt die ID Austria die restliche Gültigkeit der Handy-Signatur, die in der Regel für fünf Jahre währt. Nach Ablauf kann allerdings nur noch die Vollfunktion wieder online verlängert werden.  

Hohe Sicherheitsstufe

Mit Zunahme der Digitalisierung nimmt nicht nur die Internetnutzung zu, sondern auch die Betrugsrate. Schließlich sind Daten das neue ‚Gold‘ und Diebe angeln danach, um die Bestohlenen erpressbar zu machen. In der Pilotphase werden deshalb auch intensiv die Cybersecurity-Maßnahmen der ID Austria getestet. Ein gutes Sicherheitsnetz ist schließlich notwendig, um zum nächsten Step zu verhelfen: der Verknüpfung mit der Wirtschaft.

Wirtschaft springt auf

Geht es nach der Vision der Entwickler, wird die ID Austria auch für die Wirtschaft von großem Interesse sein. Neben den behördlichen Services sollen in Zukunft auch private Anbieter ihre Dienste anbieten. Dies bringt für Unternehmen und User viele Vorteile. Wie bei den Amtswegen vereinfacht die ID Austria bei In-Kontakt-Treten mit Firmen die Abwicklung von Geschäften und garantiert gleichzeitig erhöhte Sicherheitsstandards. User ersparen sich nicht nur wertvolle Zeit, sondern häufig auch Geld, da viele digitale Dienste für den Konsumenten günstiger ausfallen. Unternehmer würden natürlich auch von den personenbezogenen Daten der User profitieren, aber hier gilt es im Sinne des Konsumentenschutzes dafür zu sorgen, dass der Nutzer der Dienste höchste Kontrolle darüber hat, welche Daten herausgegeben werden dürfen und welche nicht. 

Druck erhöht sich

Allerdings darf man auch die Schattenseite des digitalen Fortschrittes nicht komplett ausblenden. Nicht alle Menschen besitzen Smartphones und sind technikaffin. Für diese Personen wird es kompliziert, sich digital auszuweisen. Vor allem ältere Personen geraten ins „out“. Letztlich gilt es auch die Gruppe der Personen zu berücksichtigen, die der Digitalisierung kritisch gegenüberstehen und freiwillig auf digitale Dienste verzichten. Diese Gruppen befürchten, dass die digitale Identifikation in Zukunft zur Voraussetzung zur digitalen Teilhabe werden könnte. Damit werden gewisse Schichten der Bevölkerung ausgeschlossen oder zu einer digitalen Identifikation gegen ihren Willen gezwungen.

Gesunder Hausverstand

Fakt ist, ID Austria erleichtert den Alltag, erspart viel Zeit, die man sinnvoller einsetzen kann. Klar ist aber auch, dass sowohl der Staat als auch die Wirtschaftsunternehmen über die ID Austria mehr über die Nutzer erfahren. Jeder User hinterlässt einen digitalen Fingerabdruck. Hier braucht es die notwendigen Rahmenbedingungen, damit personenbezogene Daten nicht missbräuchlich genutzt werden können. Andererseits ergeben sich für Unternehmen und Kunden neue Chancen, den Kontakt und die Abwicklung der Geschäfte zu optimieren und den höchsten Schutz vor Internetbetrug und Cyberkriminalität zu gewährleisten. Insgesamt überwiegen die Vorteile.