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Investieren in Sachwerte

von Redakteur
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In Krisenzeiten sehnen sich Menschen vermehrt nach neuen Anlagemöglichkeiten. Immobilien, Gold, Rohstoffe, Sammlerstücke – all das fällt unter Sachwerte, die besonders in Phasen der Inflation als alternative Investments an Bedeutung gewinnen. Auch Unternehmen finden durchaus Interesse daran, Betriebsvermögen in Sachwerte zu investieren. Doch wo liegen die Vor- und Nachteile?

Sachwerte erleben als Anlageform einen Höhenflug

Die Inflation nagt an der Kaufkraft. Aus diesem Grund sehen sich die Investoren bei den Geldanlagen nach Alternativen um. Immer häufiger fällt das Schlagwort „Sachwerte“. Unter Sachwerten versteht man dingliche Vermögenswerte mit physischem Wert. Neben Immobilien und Edelmetallen rücken auch Sammlerstücke – begonnen bei Wein, über Kunstwerke bis hin zu Schmuck – stärker ins Visier der Anleger. In erster Linie, weil die meisten Sachwerte nicht in gleichem Maße von traditionellen Währungs- und Geldwerten abhängig sind, wie etwa Wertpapiere und Anleihen, und in Inflationszeiten somit nicht so stark von Preis- und Kursschwankungen betroffen sind. Durch den Eigenwert bieten Sachwerte also den Anlegern eine gewisse Vermögensabsicherung in Krisenzeiten. Zusätzlich macht die Greifbarkeit Sachwerte so beliebt, weil es Anlegern teilweise leichter fällt, bestimmte Prozesse während des Investments nachzuvollziehen.

Immobilien als Inflationsschutz

Vor allem Immobilien genießen den Ruf der krisensicheren Wertanlage. Als Realwert-Investments bieten sie in der Regel eine hohe Sicherheit sowie planbare Erträge und eine Wertbeständigkeit. Klassiker beim Immobilieninvestment ist die Vorsorgewohnung oder das Eigenheim. Das setzt meist einen sehr hohen Anteil an Eigenkapital voraus. Aber es steigt auch die Beliebtheit an Bauherrenmodellen. Dabei erwirbt man einen bestimmten Anteil an einem geförderten Wohnbauentwicklungsprojekt. Dieses Immobilien-Investment bietet steuerliche Vergünstigungen, wie zum Beispiel die beschleunigte Abschreibung von Bau- und Nebenkosten. Immer mehr Investoren erkennen dahinter eine Möglichkeit des nachhaltigen Vermögensaufbaus. Auch Immobilienfonds gehören zur Kategorie „Sachwerte“. Sachwertfonds gelten als besonders krisenresistent, wenn sie das Anlagevolumen auf unterschiedliche Sachwerte verteilen und dadurch die Anlagerisiken verringern.

Auch Aktien sind Sachwerte

Bei klassischen Sachwerten denkt man nicht an Aktien, weil es sich dabei nicht um konkrete Güter handelt, aber man kauft als Aktieninvestor Anteile an einem realen Unternehmen. Ebenfalls ein Unterschied zu klassischen Sachwerten ist, dass sich der Wert einer Aktie über den Börsenmarkt ergibt und man somit auch von Kursschwankungen an der Börse betroffen ist. Das Risiko von Wertverlust wird bei Aktien daher als höher eingestuft als bei klassischen Sachwerten.

Auf die Erfahrung kommt’s an

Investieren in Sachwerte eignet sich sehr gut, um das Portfolio breiter aufzustellen. Es sollte aber immer nur ein Bestandteil der Anlagestrategie sein. Es gibt Sachwerte, die leichter zugänglich sind, wie etwa die zuvor genannten Immobilienfonds. Auf der anderen Seite sind gerade Liebhaberstücke echte Sachwerte, wie Weine, Oldtimer, Uhren, Antiquitäten, Kunstwerke. Allerdings setzen exotische Sachwerte großes Fachwissen vom Anleger voraus, um überhaupt als Investment in Frage zu kommen. Ohne entsprechende Kenntnisse mutiert das Sachwert-Investment zur riskanten Spekulation. Es besteht die Gefahr, dass der Investor für Sammlerobjekte zu hohe Preise bezahlt. Noch schlimmer ist das Risiko, Fälschungen auf den Leim zu gehen. Neben dem Fachwissen über bestimmte Sachwert-Kategorien bedarf es auch Kenntnisse über die Märkte, auf denen diese Sachwerte gehandelt werden. Nichts, was man im Handumdrehen erlernt. So muss man zum Beispiel beim Wein-Investment auf sogenannte „Fine Wine“ setzen, also echte Spitzenweine. Dieser Markt ist sehr klein. Sowohl als Privatperson als auch als Unternehmer sollte man sich gut überlegen, ob man diese Geduld aufbringt. 

Nachhaltige Sachwerte

In Zeiten des Klimawandels stehen natürlich auch nachhaltige Sachwerte hoch im Kurs, wie zum Beispiel Windkraft- oder Solaranlagen. Wie Edelmetalle gelten auch Rohstoffe als Sachwerte, wie zum Beispiel Agrar-, Energie- oder Industrierohstoffe. Investiert wird meist via Aktien oder Zertifikaten. Das bedeutet jedoch, dass diese Sachwerte von den Aktienkursen abhängig sind. Somit sind sie als Insolvenzschutz nicht geeignet.

Dauerbrenner Gold

Wesentlich leichter ist der Zugang beim Investment in Edelmetalle. Wie Immobilien genießen sie den Ruf eines krisensicheren Investments. In Zeiten starker Inflation verbreiten sich gerne Gerüchte, dass Geldwährungen so stark an Wert verlieren, dass sie als Zahlungsmittel äußerst unattraktiv sind. Edelmetalle wie Gold und Silber können sogar als Übergangswährung fungieren. Ein Nachteil ist, dass in Krisenzeiten der Goldpreis so hoch ist und Einsteiger mit sehr hohen Kaufpreisen rechnen müssen. Der richtige Investitionszeitpunkt ist entscheidend. Bei Edelmetallen kann es sich zudem bezahlt machen, nicht nur die Klassiker wie Gold und Silber in Betracht zu ziehen, sondern auch die Performance weiterer Edelmetalle zu studieren. 

Sachwerte als Betriebsvermögen

Unternehmen sollten stets liquide sein. In Krisenzeiten nicht immer einfach. Daher neigen auch Unternehmen häufiger dazu, ihr Betriebsvermögen in Sachwerte zu investieren. Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien stehen an erster Stelle, aber auch Immobilien und Edelmetalle liegen hoch im Kurs. Hier besonders Gold und Silber. Allerdings empfiehlt es sich, in jedem Fall professionelle Berater zur Seite zu ziehen, denn bei dieser Anlageform gilt es, steuerliche Besonderheiten zu berücksichtigen, um in den Genuss der Vorteile des Sachwerte-Investments zu kommen. Etwa, ob man Mehrwertsteuer zu zahlen hat oder nicht, welche Posten abgeschrieben werden können und wie Gewinne zu versteuern sind.

Risiken nicht vernachlässigen

Sachwerte haben ihre Schattenseiten. Etwa die fehlende Sicherheitsgarantie. Wenn Sie in Oldtimer investieren und bei einem Ausflug das Fahrzeug beschädigen, kann das einem enormen Wertverlust gleichkommen. Der Verlust ist auch nicht zu unterschätzen. Wo bewahrt man Sachwerte auf? Gerade Sammlerstücke, wie etwa wertvolle Armbanduhren oder eine Edelsteinhalskette, führt man gerne einmal aus. Aber auch Sachwerte wie Immobilien können zu unvorhergesehenen Mehrkosten führen, wie zum Beispiel für Reparaturen. Außerdem lohnt es sich, einen Blick zurück zu wagen: Die Vergangenheit zeigte, dass Sachwerte, die in Krisenzeiten an Wert gewinnen, auch wieder an Wert verlieren können, wenn sich die Wirtschaft erholt und einen Aufschwung erlebt.  Nicht unwichtig ist die Aufbewahrung. Edelmetalle sind in einem Tresor am besten aufgehoben. Durch Bankschließfächer entstehen Kosten, die wiederum die Rendite schmälern. 

Um die Vor- und Nachteile für Ihr eigenes Investment in Sachwerte auszuloten, sollten Sie Expertenmeinungen von unabhängigen Vermögensberatern einholen und dann schließlich auch auf Ihr Bauchgefühl vertrauen.

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