Unternehmer-Portraits „Wir lieben und leben den Prater!“ von Claudia Plam 29.04.2021 29.04.2021 13 Minuten lesen 785 Seit über 70 Jahren macht die Familie in Karussells und gehört damit quasi zum Grundinventar des großen Wiener Wurstelpraters. In bereits vierter Generation leitet Stefan Sittler-Koidl nun die Geschicke des Prater-Urgesteins – und kann sich ein Leben abseits der Vergnügungsbetriebe gar nicht vorstellen. Den Prater im Blut„Mittlerweile bin ich 40 Jahre alt, und ich bin hier aufgewachsen, ich bin ein richtiges Praterkind, liebe und lebe den Prater“, lacht der aktuelle Präsident des Praterverbandes. Was er an seinem Beruf, an seiner Tätigkeit besonders schätzt, ist es, mitten im 2. Wiener Gemeindebezirk jeden Tag Menschen nachhaltig begeistern zu können. „Der Prater ist so nah an ‚zuhause’, so zentrumsnah … die Gäste können immer wieder kommen, und auch ihre Familien mitnehmen, wenn das noch nicht der Fall sein sollte.“Die Familien Sittler und Koidl – ihres Zeichens Vorfahren der jetzigen Chefs Karin und Stefan – sind alte Hasen im Prater-Geschäft. „1921 hat meine Familie im Prater begonnen, damals rein in der Gastronomie“, so Sittler-Koidl. Bis 1945 wurden zwei Gasthäuser betrieben, der große Praterbrand in diesem Jahr brachte dann notgedrungene Veränderung mit sich, denn „seit 1945 sind wir aber in Karussells tätig“. Heute zählen zum Fuhrpark der Sittler-Koidls 12 Fahrgeschäfte und eine kleine Gastronomie, die „The Bar“ unter dem Blumenrad. Die beiden „Praterkinder“ sind aber keineswegs die einzigen Familienmitglieder, die hier treugeblieben sind: denn Brüder, Cousins und bereits die eigenen Kinder führen die Tradition fort. „Der Prater für mich in drei Worten? Ich kann den Prater nicht auf drei Worte reduzieren. MEIN LEBEN, aber das sind nur zwei.“ Unvergleichliche Erlebnisse für alleMit ihren 12 Fahrgeschäften bedient die Unternehmerfamilie alle Besuchergruppen: So gibt es etwas für die ganze Familie, Fahrwerke speziell für Kinder und Abgefahrenes für die Adrenalinjunkies. Letzteren ist auch der Chef selber aktuell besonders zugetan: „Mein Lieblingsfahrgeschäft im Moment ist tatsächlich der Freifallturm, den wir 2017 mit Hilfe und Unterstützung der Volksbank Wien realisieren konnten.“ Was das Besondere daran ist? Der Erfahrungsbericht von Sittler-Koidl spricht Bände: „Da wird man auf 80 Meter in die Höhe gezogen, sieht ganz Wien – und plötzlich klinkt der Fahrgastträger aus und du rauschst 80 Meter im freien Fall nach unten. Und du weißt dann, warum man lebt, weil auch die Knie ein bisschen weich sind“, lacht er. Auch die anderen Attraktionen haben es in sich, und werden von den Besitzern ständig erweitert, modernisiert, gepflegt. Darunter zum Beispiel der Eisberg, eine Gaude für die ganze Familie, die Klassiker Breakdance und das 45 Meter hohe Blumenrad in prominenter Lage, das Kinderautodrom, das neue Karussell Jumper und so weiter. „Ja, es werden immer mehr!“, freut sich Sittler-Koidl selber wie ein kleines Kind. Ein Klassiker im Wiener Prater: das Blumenrad Prater-Erfolgsrezept: Altes erhalten, Neues schaffenStefan Sittler-Koidl baut unternehmerisch auf Beständigkeit, neue Ideen und Entwicklungen dürfen dabei aber nicht fehlen. Das beweist auch die junge „The Bar“, in der man zu 100% auf Bio und Nachhaltigkeit setzt, vom Bier bis hin zum Brot mit Kräutern aus dem eigenen Garten. „Ich finde, man sollte mit Leidenschaft an die Tätigkeit herangehen; Beständigkeit ist sicher ein Wert, der für mich persönlich sehr wichtig ist, da wir im Prater sehr viel von Tradition halten.“ Der Wiener Wurstelprater ist ein Paradebeispiel dafür: Er existiert seit 254 Jahren, hat über die Zeit viele Krisen überstanden; darunter unter anderem zwei Weltkriege und eine Coronakrise. „Also der Prater ist schon gewappnet für die Zukunft!“, ist Stefan Sittler-Koidl voll überzeugt. „Die Unternehmer lassen sich nicht unterkriegen – und sie machen weiter.“Auch Pläne und Visionen gibt es dafür bereits zu Hauf, so das motivierte Prater-Ehepaar: „Die Entwicklung hat sich natürlich jetzt ein bisschen verlangsamt, aber die Erneuerung des Praters wollen wir unbedingt vorantreiben.“ Denn neben der Erhaltung alter Klassiker sollen auf der anderen Seite ganze Teile des Praters neu belebt werden: „Wir denken da an große Attraktionen, ob es jetzt große Achterbahnen sind oder was auch immer – es wird immer etwas im Prater passieren!“ Der Vergnügungsunternehmer lässt sogar durchblicken, dass bereits die Saison 2021 neue Attraktionen bringen soll. Gefragt nach einem Erfolgsgeheimnis vollzieht sich ein Schauspiel, das Stefan Sittler-Koidl als titelgebend beschreibt: Während er überlegt, flüstert ihm seine Frau etwas zu.„Und genau das ist es, das ist unser Erfolgsgeheimnis: Ich mache mich wichtig, aber meine Frau zieht im Hintergrund die Fäden!“, lacht das Ehepaar. Zusammenhalt und Partnerschaft in einer besonderen ZeitCorona machte und macht natürlich auch vor dem Prater nicht Halt. Eine Zeit, die für die Sittler-Koidls 2020 auch eine lehrreiche war: „Die Corona-Zeit haben wir im Prater sehr ruhig verbracht“, erinnert sich der Präsident des Praterverbandes. „Das war ganz interessant, zum ersten Mal in meinem Leben haben wir am 1. Mai keinen Stress gehabt und haben auch den 1. Mai hier auf der Terrasse zugebracht.“ Durch die Lockdown-Phase 2020 bis zum Sommer sei man „ganz gut durchgetaucht“, in der heißen Jahreszeit war die Resonanz dann gut. Auch natürlich, und das betont der Chef ganz klar, Dank der Besucher. Wichtig(er) geworden – geschäftlich und privat – ist dem Ehepaar dabei auch eines: Zusammenhalt. „In der Zeit, in der wir jetzt leben, sieht man einfach, dass es so wichtig ist zusammenzuhalten – ob jetzt innerfamiliär oder ein bisschen weiter ausgestreckt.“ Denn das Wort Zusammenhalt beschreibt für Stefan Sittler-Koidl auch treffend die geschäftliche Beziehung zur Volksbank Wien. „Schon seit vielen Generationen arbeiten wir mit der Volksbank und sind mit ihr verbunden. Unsere Kundenbetreuer sind einzigartig – auch, wenn sie gewechselt haben in den Jahren. Und wir kriegen noch so eigenartige Ideen untergebracht und fühlen uns auch daher sehr gut aufgehoben.“ Projekte können oft nur gemeinsam, mit verlässlichen Partnern auf beiden Seiten, verwirklicht werden: Das zeigen viele bereits in der Vergangenheit realisierte sowie ganz neue Ideen. Wie auch ein ganz aktuelles Herzensprojekt der alteingesessenen Praterfamilie: „Vor Kurzem haben wir auch mit Unterstützung der Volksbank die traditionsreiche, alte Geisterbahn übernommen und entwickeln diese gerade“, strahlt Stefan Sittler-Koidl wieder wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal den Wiener Prater betritt. ErfolgsgeschichteUnternehmerportrait 0 FacebookTwitterLinkedinEmail voriger Beitrag Ein kleiner Virus kann die Natur verändern nächster Beitrag Arbeitswelt 2.0: Anpassungsfähige triumphieren Ähnliche Artikel Frank Dach – Oben auf 23.10.2024 DR. VET – Die Tierärzte 10.12.2023 Gnant verbindet Tradition mit Zukunft 25.10.2023 Palettenbewirtschaftung – eine geschäftstragende Idee 25.10.2023 Urlaub am Klimagipfel 25.10.2023 Vertrauen in die eigene Leistung 24.10.2023 Kanzler Verfahrenstechnik 24.08.2023 Österreichs schnellster Jugendlicher 02.08.2023 Interview: Motivationsanleitung für Ihren Erfolg 23.03.2023 DAS MOERISCH – Genießerrefugium am Millstätter See 29.01.2023