Blogstart Finanzen Förderung in Krisenzeiten – der Experte klärt auf

Förderung in Krisenzeiten – der Experte klärt auf

von admin
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Viele Unternehmer beantragen jetzt eine Förderung zur Überbrückung der Krise.

Ausgangssperren, Homeoffice und Kurzarbeit bestimmen inzwischen den Alltag der meisten Unternehmer. Einige stehen durch die aufkommende finanzielle Belastung bereits mit dem Rücken zur Wand. Jetzt versprechen die Förderungen der Bundesregierung zur Überbrückung der Corona-Krise ein Aufatmen. Sie möchten Ihren Anspruch auf eine Förderung dieser Art geltend machen? Mag. Stefan Tauchner ist Spezialist für geförderte Finanzierungen und leitet den Verbund Förderservice der Volksbank Wien AG. Damit Ihr Antrag reibungslos verläuft, steht er zu den wichtigsten Fragen Rede und Antwort.

Werden die Förderungen der Regierung bei der Volksbank in Anspruch genommen?

Vor knapp zwei Wochen wurden die Rahmenbedingungen für aktuelle Förderungen fixiert – jedoch unter Berücksichtigung laufender Änderungen der Bundesgarantien. Seitdem verzeichnen wir einen stetigen Anstieg für Überbrückungsfinanzierungen. Diese beanspruchen vor allem Betriebe aus dem Tourismus oder der Freizeitwirtschaft, Freiberufler und gewerbliche Unternehmen. Aktuell befinden sich allein bei der Volksbank Wien AG weit über 100 Förderungen im Antragsstadium bzw. schon in den ersten effektiven Vertragsausfertigungen. Aufgrund der regen Nachfrage, auch im Zusammenhang mit Vorfinanzierungen von Personalkosten über Kurzarbeit, gehen wir derzeit im gesamten Volksbanken Verbund sogar von weit über 1000 Anträgen aus. Und die Tendenz steigt.

Wie schnell werden Förderanträge aktuell bearbeitet?

Die Banken sind damit konfrontiert, dass die Unternehmen derzeit um durchaus hohe Finanzierungen ansuchen. Also noch zusätzlich zur Ausschöpfung sämtlicher Maßnahmen des Corona-Hilfspaketes. In dieser Situation sind daher alle gefordert – von den Vertriebseinheiten über die Risikospezialisten der Banken bis hin zu den Kunden selbst – gemeinsam einen plausiblen Liquiditätsbedarf für die nächsten sechs Monate abzubilden. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, da die europäischen und nationalen Bankenaufsichten keine Zugeständnisse bei den Kreditvergabeprozessen machen. Das heißt, im Wesentlichen werden Förderungen nach den gleichen Kriterien vergeben, wie unter „normalen“ Bedingungen auch.

Derzeit sind aber in der Volksbank Wien AG sechs Spezialisten mit insgesamt 100 Jahren Erfahrung in der Förderberatung sowie dem gesamten Fördermanagement im Einsatz. Sie bieten den Vertriebseinheiten, Risikospezialisten und vertragsausfertigenden Stellen in den Verbundvolksbanken wichtige Hilfestellungen. Die Erfahrung und die Beständigkeit dieser Mannschaft sind besonders in diesen turbulenten Zeiten ein wertvoller Asset für den Volksbankenverbund und folglich auch für unsere Kunden im ganzen Land.

Wie hoch ist der bürokratische Aufwand einer Förderung tatsächlich?

Wir verstehen natürlich die Kunden, wenn ihnen der bürokratische Aufwand für eine Förderung hinderlich erscheint. Aber wir müssen die Förderprogramme dennoch ordnungsgemäß abhandeln. Die Banken haben ihre Prüfmaßstäbe zwar an die derzeitige Situation angepasst, müssen aber natürlich weiterhin von den Kunden prüfbare Unterlagen für den bankinternen Genehmigungsprozess einfordern. Und dies kann dauern. Zum Beispiel wenn die Antragsteller ihre Hausaufgaben teilweise nicht richtig erledigen.

Wann hat das Unternehmen das Geld auf dem Konto?

Sobald der Kunde den Überbrückungskreditvertrag – auf Basis der zugesagten 80%igen Bundesdeckung – annimmt, erfolgt die Auszahlung auf das gewünschte Girokonto in der Regel innerhalb von drei Bankarbeitstagen.

Welche Summen werden von der Volksbank bereitgestellt?

Immer unter Berücksichtigung der maximal garantierten Kreditlimits der Bundesgaranten, belaufen sich aktuell die Antragshöhen für Überbrückungsfinanzierungen durchschnittlich auf 250.000 Euro. In diesen Größenordnungen beantragen vor allem Hotelbetriebe oder größere Gewerbekunden ihre Förderungen. EPU’s, Kleinstunternehmen und Freiberufler haben da einen geringeren Kreditbedarf. Großunternehmen sind hingegen derzeit für Überbrückungskredite mit staatlicher Risikobeteiligung on hold. Hier erwarten wir jedoch zeitnah Ergebnisse aus den Regierungsgesprächen.

Haben Sie Tipps für das Beantragen einer Förderung?

Wir bitten Unternehmen, trotz der aktuellen Situation, keine unüberlegten Schnellschüsse zu tätigen. Das betrifft vor allem direkte Online-Antragseinreichungen ohne Einbindung der Kreditinstitute. Bei den ersten Anträgen war dies nämlich eher kontraproduktiv, da die Banken und Förderstellen eine enorme Nachbearbeitung hatten. Daraus resultierte ein verzögerter Entscheidungsprozess seitens der Banken bzw. der Förderstellen.
Nun wurde das Online-Antragsverfahren jedoch so umgestellt, dass Anträge auf Überbrückungsfinanzierungen ausschließlich über die Banken erfolgen müssen. Wenn Sie also eine solche Förderung beantragen möchten, stellen Sie vorab folgende Unterlagen zusammen:

  • die letzten wirtschaftlichen Zahlen Ihres Unternehmens (zumindest 2018er Zahlen inkl. einer Saldenliste des letzten Wirtschaftsjahres)
  • eine plausible Darstellung des beantragten Liquiditätsbedarfes über einen Betrachtungszeitraum von max. sechs Monaten unter Berücksichtigung der Ausschöpfung sämtlicher Maßnahmen (Härtefonds, Steuerstundungen, Anmeldung Kurzarbeit, Mietaussetzungen bzw. Mietreduktionen etc.)

Letztlich erleichtert Ihnen aber schon vorab der Weg zur Bank Ihres Vertrauens den Antragsprozess.

Die Bundesregierung hat den Unternehmen, die von der COVID-19-Krise betroffen sind, Garantien für Überbrückungskredite zugesagt. Diese können ab sofort bei den Förderstellen beantragt werden. Erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Förderungen.

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