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Die Inflation macht die Finanzwelt nervös

von Redakteur
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Die Covid-19-Pandemie hat große Auswirkungen auf die Finanzwelt. Ein Pro und Contra. 

Die Coronakrise mit ihren Lockdown-Maßnahmen führte zu einem deutlichen Konjunktureinbruch. Viele Menschen verloren ihre Arbeitsplätze und zahlreiche Unternehmen zittern um ihre Existenz. Nach Einschätzung der Notenbank schrumpft das Bruttoinlandsprodukt um etwa 5,5 Prozent. Die Geldpolitik ist entscheidend, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Aber bei der Frage nach den richtigen Maßnahmen scheiden sich die Geister innerhalb der gesamten Finanzwelt. Die Notenbanken in Europa sind der Meinung, der beste Weg, um Verluste aufzufangen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sei, die Banken wieder stärker in die Rolle der Kreditgeber zu bringen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat daher ein Europäisches Maßnahmenpaket geschnürt, das genau das zu erzielen versucht. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) als Teil des Eurosystems trägt die Maßnahmen mit.  Dieses Maßnahmenpaket ist unter Finanzexperten umstritten.

Maßnahmenpaket für mehr Liquidität im Markt

Ein Teil des Maßnahmenpakets des Eurosystems zielt darauf ab, Unternehmensanleihen zu stärken. Dazu kaufen die Zentralbanken des Eurosystems vermehrt Staats- und Unternehmensanleihen. Das senkt einerseits die Zinskosten und erhöht andererseits die Nachfrage der Anleihen am Markt. Die EZB flutet mit Wertpapierkäufen also die Märkte mit Liquidität. Das Maßnahmenpaket des Eurosystems adressiert auch Banken, indem es die Kreditgeschäfte der Banken im Europaraum mit historisch niedrigen Leitzinsen ankurbelt. Die Banken erhalten vom Eurosystem günstige Refinanzierungskonditionen, wenn sie die erhaltene Finanzierung in Form von Krediten an die Realwirtschaft weitergeben – also an Unternehmen und Haushalte. Das Eurosystem zahlt den Banken Zinsen bis zu einem Prozent.

Die Vorteile des Maßnahmenpakets

Schenkt man den Aussagen der EZB-Experten Glauben, profitieren von diesen Maßnahmen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die durch die Coronakrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Für diese Betriebe sei es leichter, an Kredite heranzukommen, mit denen sie die Krise überstehen können. Für Unternehmen ist gegenwärtig also eine gute Zeit, um an Kredite zu kommen. Denn die Bankenaufsicht kann als „locker“ bezeichnet werden und räumt den Banken bei den Zeitplänen, Fristen und Verfahren mehr Flexibilität ein. 

Internationale Finanzstabilität

Bei internationalen Krisen, wie eben einer Pandemie, ist es wichtig, dass global zusammengearbeitet wird, um negative wirtschaftliche Nebenwirkungen abzufangen. In Zeiten großer Unsicherheit weichen einige Bankkunden gerne auf Vermögenswerte in Fremdwährungen aus. Nimmt die Nachfrage stark zu, benötigen die Banken große Fremdwährungsreserven. Damit es hier zu keinen Engpässen kommt, führen Zentralbanken eine sogenannte „Devisen-Swap“-Vereinbarung ein. Sie besagt, dass die Notenbank eines Landes die Reserven in ihrer nationalen Währung gegen die der Zentralbank eines anderen Landes tauschen kann. 

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Finanzwelt ist sich uneinig

Mit dem „neuen Geld“ soll das Programm der EZB bis mindestens Frühjahr 2022 verlängert werden. Günstige Finanzierungsbedingungen sind für die EZB derzeit eine wichtige Maßnahme. Befürworter der lockeren Geldpolitik sagen, dass sie dazu beiträgt, die Märkte zu beruhigen. Die aktuell betriebene Geldpolitik in der Eurozone sorgt jedoch auch für teilweise heftige Kritik. Ein Risiko, welches Ökonomen sehen: Dass in ein paar Jahren die Verbraucherpreise stärker steigen und die lockere Geldpolitik eine hohe Inflation begünstigt, weil neue Staatsschulden mit frisch gedrucktem Geld finanziert werden müssen. Für die EZB wäre eine nachhaltige Inflation von zwei Prozent erstrebenswert. Für Unternehmen, die Aktien besitzen, hätte das durchaus positive Auswirkungen. Ökonomen warnen aber, dass eine zu hohe Inflation für Aktienbesitzer ein Abrutschen der Aktien mit sich bringe.

Zäsur der Geldpolitik?!

Influencer in der Finanzwelt sprechen angesichts des gegenwärtigen Inflationsanstiegs sogar von einer Zäsur der Geldpolitik. Noch argumentiert das Eurosystem den aktuellen Kurs mit der Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen und der Arbeitsmarktsituation angesichts der Coronakrise, die sich ohne die Hilfsmaßnahmen verschlechtern würde. Die Kritik an den Notenbanken: Die Maßnahmen helfen weder Wirtschaft noch der Bevölkerung und stünden eher für eine Enteignung der Bürger durch eine indirekte Inflationssteuer. Manche Finanzexperten erwarten schon bald eine deutliche Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken. Zumindest das Kauftempo der Anleihen durch die EZB wurde zuletzt etwas reduziert, aber – eine echte Korrektur der Gelpolitik sei das nach Ansicht der Experten jedoch noch nicht. 

Nischenmärkte rücken in den Fokus der Finanzwelt

Was kann der einzelne Anleger tun? Sparkonten werfen auch in absehbarer Zukunft kaum bis keine Zinsen ab. Bei Aktien ist das Problem oftmals, dass auf diesem Gebiet kein großes Finanzwissen vorhanden ist – dementsprechend herrscht eine hohe Skepsis gegenüber Spekulationen. Dennoch raten Finanzexperten, verstärkt in alternative Anlageformen zu investieren. Besonders beliebt sind Edelmetalle. Hier erwarten die Experten in den kommenden Jahren einen stärkeren Anstieg und damit mehr Rendite als bei Aktien. Bei Anlegern am beliebtesten sind Gold und Silber. Die Coronakrise wirkte sich nach anfänglichen Einbrüchen auf den Gold- und Silberkurs positiv aus.

Jedoch sollte man nicht nur auf die beiden Trendsetter der Edelmetalle blicken – sehr gut entwickelte sich in letzter Zeit Palladium.  Platin war einst noch teurer als Palladium, doch Letzteres zog deutlich stärker an: Innerhalb der letzten fünf Jahre stieg Palladium um 500 Prozent und erreicht nun ein neues Allzeithoch – damit ist Palladium sehr teuer. Allerdings erwarten Experten auch bei Platin wieder eine Trendwende.

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