„Blasen Sie bitte 39 Luftballons auf. Jeder Pumpenstoß bringt 5 Cent. Platzt ein Ballon, ist das Geld für diesen Ballon futsch.“ Wie Bewerber:innen in diesem Spiel abschneiden, verrät viel über Risikoverhalten und Lernfähigkeit. Luftballons und Ohrenschutz müssen Recruiter:innen dafür freilich nicht kaufen, das „Balloon-Game“ läuft am Computer und ist Teil des Pymetrics-Angebots. Die US-Firma kombiniert Neurowissenschaften und Künstliche Intelligenz (KI), um Persönlichkeitsmerkmale der Kandidat:innen aufzuzeigen, die nicht im Lebenslauf stehen.
KI im Recruiting
Künstliche Intelligenz im Personalwesen hat das Potenzial, Recruiting schneller, effizienter und fairer zu machen. Wichtig dabei ist, diese Technologie zielgerichtet einzusetzen. Am besten starten Sie mit einer Bedarfserhebung: Welche Arbeitsschritte sind für Ihr Personalwesen lästige „Zeitfresser“? Welche HR-Arbeitsschritte würden Sie am liebsten an KI auslagern – und was kann KI übernehmen?
Mehr Effizienz im Personalwesen durch KI
Relativ einfach kann KI bei textbasierten Aufgaben entlasten. Dazu zählen das Verfassen von zielgruppengerechten Stellenangeboten sowie das Sichten – und auf Wunsch auch Ranken – der eingelangten Bewerbungsschreiben. Beliebte KI-Systeme für diese Aufgaben sind ChatGPT oder Google Gemini.
Wie gut diese KI-gestützten Tools Sie tatsächlich unterstützen, hängt stark mit den Anweisungen (Prompts) zusammen, die Sie diesen Tools geben. Hier ein hilfreicher Prompt für das Formulieren einer Stellenanzeige: „Entwirf eine Stellenanzeige für junge Bewerber:innen für [Jobtitel], die speziell die Hauptanforderungen hervorhebt und unsere familiäre Unternehmenskultur und Karrieremöglichkeiten betont“.
Datenschutz und Transparenz
Systeme wie ChatGPT oder Google Gemini sollten Sie allerdings nicht mit vertraulichen Daten füttern. Tipp: Klären Sie die Rahmenbedingungen vorab mit Ihrer Rechtsabteilung bzw. Rechtsberatung. Eine andere Möglichkeit: Personenbezogene Daten anonymisieren, bevor eine KI damit arbeitet. Geben Sie Ihrem Recruiting-Team Datenschutz-Guidelines für konkrete Anwendungsfälle – und zeigen Sie transparent, auch gegenüber den Bewerber:innen, wofür Sie KI im Bewerbungsprozess nutzen.
Tipp für KI-Recruiting
Recruiter:innen sollten wissen, auf Basis welcher Kriterien KI entscheidet. Wichtig für alle Einsatzbereiche: Man sollte der KI immer „über die Schulter schauen“. Auch diese noch relativ junge Technologie macht Fehler.
„Was können Sie über sich erzählen?“
„Warum sind gerade Sie für diesen Job geeignet“? Fragen wie diese stellt das Personalwesen in Recruiting-Phasen ziemlich häufig – wobei manche Unternehmen auch hier bereits auf Automatisierung mittels KI setzen. Sprich: Das Personalwesen zeichnet Fragen auf, Bewerber:innen beantworten diese im Videointerview – und KI analysiert Faktoren wie Wortschatz, Augenbewegungen, Reaktionen, Emotionen oder die Fähigkeit, Informationen zu behalten. Das Verfahren wird typischerweise in frühen Phasen des Recruitingprozesses verwendet, Tools dafür finden sich etwa auf der Plattform HireVue.
Die finalen Gespräche sollten allerdings Face-to-Face stattfinden. Das kommt auch bei Bewerbenden besser an. So zeigt eine für XING von Marketagent durchgeführte Studie: 80 % der Bewerbenden möchten spätestens das finale Gespräch mit einer echten Person führen.
Ein hilfreicher Prompt für das Erstellen von Fragen für Vorstellungsgespräche könnte sein: „Erstelle fünf ungewöhnliche Interviewfragen, deren Beantwortung Aufschluss über die fachliche Kompetenz gibt und die gleichzeitig die Problemlösungsfähigkeit und Resilienz der Bewerbenden herausfordern.“
Künstliche Intelligenz für Personalentwicklung
Sie wollen Ihr Personal strategisch weiterentwickeln? KI kann Skill Gaps, also Qualifikationslücken, aufzeigen und individuelle Entwicklungspläne erstellen. Dies hilft Unternehmen, Potenziale zu erkennen und gezielt zu fördern. KI hilft, Fähigkeiten der Mitarbeitenden mit ihren aktuellen Jobanforderungen und möglichen künftigen Positionsbeschreibungen abzugleichen – und kann Weiterbildungsmaßnahmen vorschlagen. Passende KI-Lösungen dafür bieten unter anderem Textio sowie Eightfold.
Förderung: KI im Personalwesen
Der richtige Umgang mit KI im Personalwesen muss erlernt werden. Diese Förderung hilft dabei. Gemäß KI-Verordnung der EU sollen seit 2.2.2025 Mitarbeitende über die im Unternehmen eingesetzten KI-Systeme nachweislich geschult werden.