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Resilienz für Unternehmen

von Redakteur
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Resilienz wird allgemein als Anpassungsfähigkeit verstanden, als Prozess in dem Systeme (Organismen, Ökosysteme, Wirtschaftssysteme) auf Probleme und Veränderungen (allgemein: Störungen) mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Resilienz für Unternehmen bedeutet Anpassungsfähigkeit von Betrieben in wirtschaftlich schwierigen Lagen.

Ohne Störungen keine Resilienz

Der aus der Psychologie stammende Begriff Resilienz wird häufig auch mit dem „Abfederungsvermögen“ von Systemen gegen Störungen gleichgesetzt. In der Medizin bezeichnet Resilienz die Fähigkeit, negativen Einflüssen standzuhalten und durch Anpassung psychische Störungen zu vermeiden. Störung und Anpassung sind also die Schlüsselbegriffe im Zusammenhang mit Resilienz. Was aber ist eine „Störung“, was ist eine „Anpassung“?

Störung im biologischen System

Für die Biologie definiert Heinz Ellenberg Resilienz von Ökosystemen folgendermaßen: „Resilienz ist die Fähigkeit, nach wesentlichen Artenverschiebungen durch eine mehr oder minder langfristige Aufeinanderfolge von anderen Ökosystemen wieder zum ursprünglichen Artengefüge zurückzukehren.“ Ein Beispiel: In einem Wald wirft starker Wind eine Gruppe von Bäumen. Die Folge dieser Störung ist eine Lichtung. Auf dieser zunächst freien Fläche folgen nun einige verschiedene kleinräumige Ökosysteme aufeinander und am Ende dieser Entwicklung (Sukkzession) steht wiederum der geschlossene Wald. Das ursprüngliche Artengefüge ist nach obiger Definition wieder zurückgekehrt. Diese Definition von Resilienz hat einen konservativen Charakter. Es geht offenbar um die Fähigkeit einen Status quo ante wiederherzustellen, also die Lage vor der Störung. In anderen Systemen wird Resilienz anders verstanden.

Störung in der Wirtschaft

Ein Wirtschaftssystem, beispielsweise ein Betrieb kann von innen (Ausfall einer wertvollen Mitarbeiterin) oder außen (Wirtschaftskrise, Ausfall von Lieferanten) gestört werden. Am Ende der Störung kann das System nichts vom wirtschaftlichen Erfolg eingebüßt haben und dennoch – anders als der Wald im obigen Beispiel – sehr anders aussehen. Denn anders als ein biologisches System hat das Wirtschaftssystem Betrieb die Möglichkeit planend einzugreifen und sich den veränderten Bedingungen mehr oder weniger rasch und mehr oder weniger effizient anzupassen.

Planung statt Zufall

Ein biologisches System, ein Organismus kann das nicht. Er verändert sich durch genetische Mutationen. Die sind aber nicht zielgerichtet oder zweckmäßig, sondern Zufallsereignisse im molekularen Bereich. Mutationen, die dem Organismus unter seinen gegebenen Lebensumständen zum Überlebensvorteil gereichen, setzen sich durch, vermehren sich. Die anderen erlöschen. Bis Mutationen zu einem manifesten Überlebensvorteil werden, vergeht sehr, sehr viel Zeit. FührerInnen eines Betriebs haben es wesentlich leichter: Sie müssen nicht auf den Zufall als Variationsfaktor warten, Sie können die Richtung, in die Sie sich entwickeln wollen, bewusst planen! Hier liegen die Möglichkeiten der Resilienz.

Resilienz für Unternehmen 

Eine Studie des österreichischen Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort nennt eine Reihe von Faktoren, die wirtschaftlich resiliente Unternehmen auszeichnen:

  • Sie setzen auf laufende Aus- und Weiterbildungen.
  • Sie werden partizipativ geführt (hohe Einbindung der MitarbeiterInnen bei gleichzeitig geringer Abhängigkeit von der Führungskraft, sollte diese ausfallen).
  • Die Geschäftsmodelle sind tragfähig (mit zumeist mehreren Standbeinen und einzigartigen Kernkompetenzen).
  • Die betriebswirtschaftliche Performance ist sehr gut (inklusive finanzieller Rücklagen für Krisenzeiten).
  • Die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten ist unterdurchschnittlich und
  • der Anteil an Stammkunden ist hoch.

Auf den ersten Blick beschreiben diese Faktoren einen wirtschaftlich gut aufgestellten Betrieb. Ist Resilienz für Unternehmen also nichts anderes als die Fähigkeit gut zu wirtschaften? Auf den zweiten Blick entdeckt man dann aber den Resilienz-Faktor Anpassungsfähigkeit vor allem in den Faktoren „laufende Aus- und Weiterbildung“, „geringe Abhängigkeit von der Führungskraft“ und „mehrere Standbeine“. Die anderen Faktoren schöpfen ihre positive Wirkung eher aus rechtzeitiger Vorbereitung. Zusammenfassend könnte man sagen: Gut aufgestellte Betriebe kommen mit Störungen besser zurecht, sind resilienter. Resilienz eines Betriebs ist keine Eigenschaft an sich, sondern die Summe von Folgen von klugem Wirtschaften und der Fähigkeit (und Möglichkeit!) sich anzupassen. Nicht zufällig gelten Familienbetriebe als besonders resilient. Denken sie doch oft in Generationen und nicht in Quartalen. Familienunternehmen sind ja darauf bedacht, ein Unternehmen nachhaltig zu führen, damit es von den nächsten Generationen weitergetragen wird.

Veränderung zur Nachhaltigkeit 

Der hochaktuelle Bereich der Nachhaltigkeit ist sicher ein gutes Beispiel für Resilienz. Ungewollte Störungen wie Klimawandel oder Energiekrise führen zu Veränderungen im wirtschaftlichen Verhalten. Das ist zwar aus der Not geboren, kann dabei aber zu wirklichen Verbesserungen führen. Nachhaltiges Handeln wird für immer mehr UnternehmerInnen zum Motiv. Das Interesse durch eigenes Handeln auch etwas zu bewirken, wächst. Vieles ist noch Neuland und fordert Kreativität und wohl auch Finanzierungen von innovativen Entwicklungsschritten. Als nachhaltige und regionale Hausbank mit Verantwortung für das langfristige Wohlergehen der Kundinnen und Kunden ist die Volksbank gerade für KMUs, die sich Richtung Nachhaltigkeit entwickeln wollen und Informationen wirtschaftlicher und finanzieller Art benötigen ein besonderer Ansprechpartner.

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