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Schutz vor dem gläsernen Menschen

von Redakteur
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Wer im Internet verkehrt, hinterlässt Spuren. Unsere Bewegungen im world wide web werden gespeichert. Es gibt effektive Methoden, um die Spuren, die man bei Suchmaschinen, Apps, Google und Co. hinterlässt, zu verwischen und die Privatsphäre zu schützen.

Unternehmen profitieren von Datenfreizügigkeit

Viele Alltagshandlungen verschieben sich immer stärker Richtung digitale Spielwiese. Ob Kommunikation, Einkauf, Werbung – das Internet ist für viele Unternehmen die erste Wahl. Beim Internetsurfen gibt der User zahlreiche Daten von sich preis. Aus diesen Daten können unter anderem Verhalten und Gewohnheiten abgeleitet werden. Das hat ein Für und Wider. Aus Unternehmersicht bringt das viele Vorteile. Für Unternehmen ist es wichtig, um aus diesen Daten mehr über die Kunden zu erfahren und dadurch Werbung gezielter einzusetzen, um Bestandskunden zu halten und neue Kunden anzuziehen. Aus den Erkenntnissen der Konsumentendaten lassen sich neue Marketingstrategien entwickeln, um Kunden individueller anzusprechen und besser auf deren Bedürfnisse einzugehen. Mit Voranschreiten der Künstlichen Intelligenz lassen sich aus den gesammelten Daten sogar Vorhersagen für zukünftiges Konsumentenverhalten treffen. Der Mensch wird noch mehr zum gläsernen Konsumenten.  

Konsumenten brauchen besseres Bewusstsein

Auch für Konsumenten ist es natürlich einerseits ein Vorteil, wenn man Werbung zugespielt bekommt, die genau auf die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten ist. Andererseits wird man leichter manipulierbar. Jemand anderer übernimmt die Vorauswahl und bestimmt, was wir zu sehen bekommen und was nicht. Immer mehr Konsumenten fühlen sich von personalisierter Online-Werbung in ihrer Privatsphäre gestört und wollen vor allem die Preisgabe sensibler Daten schützen. 

Spuren verwischen

Für Detektive und Spione ist das Internet eine echte Goldgrube. Wer immer sich im WWW bewegt, hinterlässt Spuren. Aber es gibt Wege, die Spuren effektiv zu verwischen. Mit einem Virtual Private Network, kurz VPN, verschlüsselt der Internetuser seine IP-Adresse und surft anonym durchs Netz. Einerseits gibt es viele VPN-Serviceanbieter und Anonymisierungsdienste, die es ermöglichen, dass ein Schutz automatisch bei Eintritt ins Internet aktiviert ist. Andererseits bieten heute auch zahlreiche Browser bereits eigene VPN-Kanäle an, sodass man als User selbst entscheiden kann, ob man seine Identität beim Surfen preisgibt oder verschleiert. Einige Dienste können durch eine VPN-Nutzung jedoch eingeschränkt sein. Die Geschwindigkeit leidet ebenfalls unter einer VPN-Aktivität. Andererseits öffnet so ein Virtual Private Network auch neue Tore und erlaubt etwa länderspezifische Zugriffsrechte. Dadurch bewegt man sich als Konsument rechtlich allerdings auf dünnem Eis. Sobald man einkauft oder seine persönlichen Daten angibt, nutzt auch der Anonymisierungsdienst nichts mehr – hier werden lediglich die Surfaktivitäten anonymisiert.

Google weiß, was Sie tun

Wir hinterlassen unsere Daten aber nicht nur während des Surfens im Internet, sondern alleine schon durch die Anwesenheit eines Smartphones, das jeden Schritt von uns dokumentiert und dadurch unser gesamtes Bewegungsprofil aufzeichnet. So weiß Google-Maps zum Beispiel nicht nur jederzeit, wo man sich gerade aufhält, sondern auch, auf welche Weise man sich fortbewegt – ob mit Auto, zu Fuß oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Aus den Daten lassen sich nicht nur Bewegungsprofile erstellen, sondern der Mensch wird im wahrsten Sinne des Wortes gläsern. Denn die Daten geben auch Auskunft darüber, ob man Frühaufsteher oder Langschläfer ist, wie man sich ernährt, welche Musik man hört, wie es um den Kontostand bestellt ist, welche politische Einstellung man hat, mit wem man sich trifft, usw. Auch Apps wie virtuelle Sprachassistenten oder internetfähige Fernseher zeichnen kontinuierlich Daten auf und lauschen auch im Standby-Modus mit.

Digitales Fasten

In einer Welt, in der alles smart wird, kann man sich der „unfreiwilligen“ Datenpreisgabe immer schlechter entziehen. Einerseits wünschen wir uns eine bessere Vernetzung. Sie macht vieles leichter, unkomplizierter und sozialer. Andererseits kann man sich in einem Netz auch gelegentlich verheddern, um bei dem Bild zu bleiben. Es empfiehlt sich durchaus, neben WLAN und mobile Daten auch die GPS-Datenaufzeichnung gelegentlich zu deaktivieren oder das Home-Internet, Smartphone und digitale Sprachassistenten bei Bedarf komplett abzudrehen, um weniger Spuren zu hinterlassen. Digital Detox ist ein neuer Trend, der parallel mit der Weiterentwicklung der KI stärker zunehmen wird. Sich für das Internet komplett unsichtbar zu machen, könnte ein neuer Extremsport werden, der aber bestimmt zahlreiche Anhänger finden wird. 

Datenschutz ernst nehmen

Mittlerweile scheint es auch der Politik klar zu werden, dass Konsumentendaten besser geschützt werden müssen. Datenschutzrichtlinien werden ständig neu diskutiert. Aber es müssen auch Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden, sich an Datenschutzrichtlinien zu halten. In Zukunft wird das mit Sicherheit strenger kontrolliert werden, zum Beispiel indem Betriebe mehr Transparenz bei den Datenschutzmaßnahmen leisten müssen. Aber auch als Konsument kann man vorsorgen, indem man stärker auf eine Verschlüsselung von Nachrichten setzt. Ratsam ist es auch zur oberflächlichen Spurenbeseitigung, regelmäßig die Cookies zu löschen. Es gibt auch Dienste, die Cookies blocken, allerdings lassen sich dadurch viele Webseiten nicht öffnen. Bestätigen Sie zudem nicht gedankenlos die Datensammlung von Tracking-Diensten. Beim Betreten von Webseiten werden Sie aufgefordert, die Datenschutz-Bestimmungen zu akzeptieren oder abzulehnen. Häufig wird hier zugestimmt, ohne dass man sich die Richtlinien durchliest. Durch ein manuelles Deaktivieren der Datensammlung kann man hier bereits wesentlich zum Schutz vorsorgen. 

Achtsam bleiben als Schutz vor dem gläsernen Menschen

Der Datenstrom lockt auch immer mehr Betrüger ins Internet. Identitätsdiebstahl ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Intelligente Fake-Mails, in denen sich Angreifer als Bekannte ausgeben, lassen sich immer schwerer von echten Mails unterscheiden. Was, wenn sensible Daten in falsche Hände geraten? Dabei sind nicht nur Kreditkartennummern gemeint. Beim gläsernen Konsumenten kann in Zukunft vieles fremdbestimmt werden. Zum Beispiel, ob anhand der Krankengeschichte Geld abgehoben werden darf. 

Hinterfragen Sie sich von Zeit zu Zeit: Wissen Sie, welche Daten Sie über bestimmte Geräte, Dienste usw. von sich hergeben? Machen Sie das freiwillig? Sind Sie damit einverstanden? Der reine Hausverstand ist häufig schon ein guter Ratgeber.

Man darf das Internet und dessen zahlreichen Möglichkeiten nicht verteufeln, aber es erweitert den eigenen Horizont, wenn man weiß, wie man sich verhalten muss, um keine Datenspuren zu hinterlassen. Klar ist: Gewissenhafter Umgang beim Internetverkehr wird für Unternehmen und Konsumenten zur goldenen Regel.

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