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Sharing Economy

von Redakteur
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Der Nachhaltigkeitsgedanke lässt viele Menschen umdenken. Teilen statt Besitzen ist ein Lösungsansatz, um Ressourcen zu schonen. Sharing Economy ist in Mode gekommen. Manche Unternehmen gehen darin völlig auf, andere nutzen nur einzelne Aspekte dieses Trends. Welche Varianten gibt es, wo liegen die Vor- und Nachteile der Sharing Economy und wie können auch kleine Unternehmen davon profitieren?

Mehrere Kategorien

Unter dem Begriff „Sharing Economy“ versteht man das Teilen von Gütern und Dienstleistungen, um nachhaltig und ressourcenschonend wirtschaften zu können. Die Ware, die man teilt, reicht von materiellen bis zu immateriellen Gütern. Ganz grob lässt sich Sharing Economy vor allem in vier Bereiche gliedern: B2B, B2C, C2C und P2P. B2B steht für Business to Business. Hier stellt ein Unternehmen anderen Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen zur Verfügung, wie etwa Geschäftsräume, Fahrzeuge, Anlagen, Geräte usw. Bei B2C, also Business to Customer, leiht man bestimmte Produkte an Privatkunden. Rent a car, Rent a bike sind hier bekannte Vertreter. Die Grenzen zwischen B2C und C2C, also von Privatperson zu Privatperson, verschwimmen immer mehr. Etwa, wenn sich neben die professionellen Car-Sharing-Anbieter auch private Car-Sharer mischen, bei denen Privatpersonen ihre Fahrzeuge an Privatpersonen verleihen. P2P steht für Peer to Peer. Hier tauschen Gruppen untereinander Produkte aus. Secondhand-Plattformen fallen etwa darunter. 

Es gibt große Vorbilder

Das Prinzip des Teilens ist uralt. Dennoch liegt Sharing Economy gegenwärtig besonders im Trend. Zu verdanken ist das dem Voranschreiten der Digitalisierung, wodurch sich neue Möglichkeiten des Teilens ergeben. Zahlreiche Unternehmen haben auf dem Prinzip des Sharings erfolgreiche Geschäftsmodelle aufgebaut. Zu den bekanntesten Vertretern zählen etwa Airbnb, Netflix und Uber. Airbnb gehört zu den größten Wohnungsvermietungsplattformen, ohne ein einziges Hotel oder Apartment zu besitzen. Netflix ist mehr oder weniger die moderne Videothek, bei der sich der Konsument Filme leiht. Uber bietet Fahrgelegenheiten an, ohne ein einziges eigenes Fahrzeug zu besitzen

Die offensichtlichsten Vorteile

Man leiht sich etwas aus, statt es zu kaufen. Dadurch erspart man sich Kosten. Insgesamt wirkt sich das positiv auf die Kostenstruktur eines Unternehmens aus. Gleichzeitig schont man die Umwelt, indem man nicht jedes Produkt neu kauft, sondern welche nutzt, die sich bereits in Umlauf befinden. Viele Produkte und Geräte, die ausgedient hätten, erleben durch die Sharing Economy einen zweiten Frühling. Die Kreislaufwirtschaft wird angekurbelt. Die Ökonomie des Teilens kann zu einer stärkeren sozialen Verantwortung beitragen. Es gibt nicht nur für den Nutzer Vorteile, auch das Unternehmen selbst profitiert von der Sharing Economy. Zum Beispiel, weil sich neue Geschäftsmodelle ergeben, mit denen sich ein Betrieb von der Konkurrenz abheben kann. Vom Boom der Wiederverwendbarkeit profitieren schließlich auch Wartung, Pflege und Reparatur. Auf qualitatives Handwerk wird wieder mehr Wert gelegt. In einer Welt, in der gerne geteilt wird, sind langlebige Produkte gefragt.

Eine Frage der Einstellung

Vor allem die jüngere Generation spricht auf die Sharing Economy gut an. Laut Umfragen ist für viele Jugendliche der Besitz eines eigenen Fahrzeuges nicht mehr besonders wichtig. Sie setzen lieber auf funktionierende Leih-Modelle, um orts- und zeitunabhängig mobil sein zu können. Gerade hier spielt der neue Trend des Teilens seine Stärke aus: Die Produkte und Dienstleistungen sind verfügbar, wenn man sie braucht. Umgekehrt hat man keine Verpflichtungen und Verantwortung. Man erspart sich Zusatzkosten wie zum Beispiel Lagerung,  Instandhaltung usw. Ältere Generationen sind diesbezüglich häufig wesentlich unflexibler und materialistischer. Sharing Economy ist auch stückweit eine Frage der Einstellung. Je offener man ist, desto leichter fällt der Zugang zu dem Trend.

Chance auf Finanzierung

Die Ökonomie des Teilens genießt überwiegend einen guten Ruf. Personen, die auf Basis dieses Prinzips ein Unternehmen aufbauen, finden zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten. Geldgeber achten bei den Konzepten auf Nachhaltigkeit, daher trifft Sharing Economy bei traditionellen Kreditgebern wie Banken als auch bei alternativen Förderern erst einmal auf offene Ohren. Freilich gilt es danach, die Vorschusslorbeeren durch ein gutes Geschäftsmodell zu bestätigen. Viele Projekte stoßen gerade bei Crowdfunding auf positives Echo. Vor allem für Digital Natives bietet die Sharing Economy Chancen, mit denen sich Geldgeber überzeugen lassen könnten. 

Häppchenweise

Es kann Sinn machen, sich einzelne Teile aus der Ökonomie des Teilens herauszugreifen. Zum Beispiel, wenn sich mehrere Unternehmen zusammentun und ihren Fuhrpark zusammenlegen, um einerseits Kosten für eigene Fahrzeuge einzusparen und die Auslastung der einzelnen Fahrzeuge zu optimieren. Einige Unternehmen teilen sich auch Geräte. In der Landwirtschaft ist es schon lange üblich, dass sich mehrere Bauern einzelne Landwirtschaftsmaschinen teilen. Durch den Home-Office-Trend neigen einige Firmen sogar dazu, ihre freigewordenen Büroflächen an andere Unternehmen zu vermieten. Genauso lassen sich auch Arbeitskräfte teilen. Manche Unternehmen profitieren davon, indem sie wiederum Produkte anbieten, die in der Sharing Economy zum Einsatz kommen. Zum Beispiel Softwareentwickler, die Apps oder Online-Plattformen zur Verfügung stellen. 

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Die Sharing Economy hat aber durchaus auch negative Seiten. Größter Kritikpunkt ist, dass vielen etablierten Unternehmen durch die disruptiven Eigenschaften der neuen Sharing Economy-Vertreter das Wasser abgegraben wird. Nächtigungsbetriebe fühlen sich etwa von Vermietungsplattformen bedroht. Transportunternehmen leiden unter der Online-Konkurrenz, die ihre Dienstleistungen deutlich günstiger anbieten können. Es ist nicht vom Tisch zu kehren, dass manche Branchen durch Sharing Economy regelrecht erschüttert werden. Kritisch gesehen wird auch, dass bei den kommerziellen Sharing-Angeboten die soziale Verantwortung und die Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt. Wirklich nachhaltig und ressourcenschonend ist die Sharing Economy, wenn sie für fairen Wettbewerb sorgt und quasi zur Fair Economy wird.

Wachsam und offen bleiben

Gerade der disruptive Charakter der Sharing Economy gibt Unternehmen aber auch die Chance, neue Nischen zu besetzen und sich somit ein Alleinstellungsmerkmal zu erwirtschaften. Zudem stehen auch etablierte Unternehmen nicht auf dem Abstellgleis. Vorausschauende Unternehmen können von dem Trend profitieren, wenn sie rechtzeitig Veränderungen erkennen und darauf mit neuen Geschäftsmodellen reagieren. Profitieren werden vor allem Personen mit technischem Knowhow. Insgesamt bietet die Sharing Economy deutlich mehr Licht als Schatten.

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