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Teilzeitbeschäftigung in Österreich

von Redakteur
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In Österreich erfreut sich die Teilzeitbeschäftigung zunehmender Beliebtheit, insbesondere bei Frauen, aber auch Männer interessieren sich immer mehr dafür. Es gibt viele Gründe, warum Menschen Teilzeitbeschäftigungen wählen und es ist wichtig, dass jeder die für sich passende Arbeitsform wählen kann, die seinen individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen entspricht.

Es lässt sich statistisch beobachten, dass die Teilzeitbeschäftigung in Österreich in den letzten Jahren stark zugenommen hat und zu einem wichtigen Bestandteil des Arbeitsmarktes geworden ist. Knapp ein Drittel der erwerbstätigen Personen in Österreich ist teilzeitbeschäftigt. Der Teilzeit-Trend ist vor allem in Branchen wie Einzelhandel, Gesundheitswesen und Gastronomie zu beobachten, während in spezialisierten Bereichen wie Finanzwesen und Technologie eine langsame Etablierung von Teilzeit-Modellen stattfindet. 

Im Sinne der Work-Life-Balance

Klar ist, dass die Teilzeitbeschäftigung zahlreiche Vorteile beinhaltet, wie etwa eine bessere Work-Life-Balance, da Teilzeitkräfte mehr Zeit für Familie, Hobbys und persönliche Interessen haben. Die Gefahr der Überlastung wird reduziert. Unternehmen profitieren ebenfalls von Teilzeitbeschäftigung, da sie dadurch auf schwankende Arbeitsanforderungen flexibel reagieren können und die Mitarbeiterbindung stärken. Teilzeit wird mittlerweile sogar in Top-Positionen angeboten. 

Nachteile im Auge behalten

Gleichzeitig darf man die Schattenseiten der Teilzeit nicht außer Acht lassen. Die gegenwärtige Entwicklung zu mehr Teilzeit und weniger Vollzeit könnte langfristig negative Auswirkungen auf die Arbeitnehmer:innen und den Wirtschaftsstandort haben, da eine reduzierte Arbeitszeit zu geringeren Einkommen führt und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft einschränkt, was den Wohlstand gefährdet. Insgesamt nimmt die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten ab, was zu einer sinkenden Produktivität und damit zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit für Österreich führt.

Teilzeit ist weiblich

Obwohl auch immer häufiger Männer mit Teilzeit liebäugeln, ist die Frauenquote in der Teilzeitbeschäftigung dominant. Frauen sind immer noch oft stärker in die Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen eingebunden. Strukturelle Hindernisse wie ungleiche Bezahlung, eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten und fehlende flexible Arbeitsmodelle, bringen Frauen dazu, eher Teilzeit zu arbeiten.

Damit sich Teilzeit lohnt

Neben einer Gehaltserhöhung können Unternehmen Teilzeitbeschäftigten auch durch weitere Maßnahmen dabei helfen, ein höheres Einkommen zu erzielen. Die Implementierung flexibler Arbeitszeitmodelle kann dazu beitragen, dass aktuell Teilzeitbeschäftigte zusätzliche Stunden übernehmen können, ohne dass dies zu einer Überlastung führt. Eine gezielte Förderung von Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnahmen ist ebenfalls wichtig, um Teilzeitkräften die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und somit den Marktwert zu steigern. Zudem können Unternehmen Anreize schaffen, wie zum Beispiel die Möglichkeit, Prämien für Überstunden oder das Erreichen bestimmter Zielvorgaben zu erhalten.

Alternativen zu Teilzeit

Es gibt zahlreiche Alternativen zu Teilzeitbeschäftigung, um Menschen zu helfen, Job und Familie besser zu managen und mehr zu verdienen und den Wirtschaftsstandort zu fördern. Flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen es den Mitarbeiter:innen, ihre Arbeitszeiten je nach Bedarf anzupassen, z.B. Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder Homeoffice. Letzteres führt zum Stichwort „Remote Work“. Die Arbeit von zu Hause oder von einem anderen Ort aus, kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Ein Unternehmen kann aber auch zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen wie Kinderbetreuungszuschüsse, flexible Urlaubsregelungen oder Mentoringprogramme für Eltern anbieten, um ihnen bei der Vereinbarkeit von Job und Familie zu helfen.

EU-weite Maßnahmen für flexiblere Arbeitsmodelle

Die Europäische Kommission hat verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um die Zunahme von Teilzeitbeschäftigung zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen der Teilzeitbeschäftigten zu verbessern. Dazu zählen die Förderung flexibler Arbeitsmodelle, die den Arbeitnehmer:innen eine bessere Gestaltung ihrer Arbeitszeit ermöglichen, sowie die Bereitstellung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Unterstützung der beruflichen Entwicklung. Zudem setzt sich die Kommission für die Stärkung der Rechte von Teilzeitbeschäftigten ein, indem sie Arbeitsstandards und Mindestlohnregelungen durchsetzt. Weitere Maßnahmen zielen darauf ab, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu bekämpfen und die Missbrauchsmöglichkeiten von Teilzeitbeschäftigung einzuschränken. Auch Anreize für Unternehmen, verstärkt Vollzeitbeschäftigung anzubieten und Teilzeitbeschäftigten attraktivere Perspektiven zu schaffen, werden gefördert. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet die EU eng mit den Mitgliedstaaten zusammen, um einheitliche Standards und Richtlinien zu entwickeln und umzusetzen.

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