GründenUnternehmer-Alltag Ergonomie am Arbeitsplatz von Redakteur 05.04.2022 05.04.2022 7 Minuten lesen 747 Schonen Sie sich bei der Arbeit! Sie sind das wichtigste Betriebsmittel in Ihrem Unternehmen! Gehen wir davon aus, dass es bei praktisch jeder Arbeit eine Schnittstelle gibt zwischen ausführendem Menschen und einem wie immer gearteten Werkzeug. Wenn wir weiters davon ausgehen, dass Arbeit von Werkzeugen verrichtet wird, und in diesem Zusammenhang auch den arbeitenden Menschen als Werkzeug verstehen: Dann sind Sie als UnternehmerIn in Ihrem eigenen Betrieb ein Werkzeug – ein Betriebsmittel, das besonders gepflegt gehört. Daher: Sorgen Sie für Ergonomie am Arbeitsplatz! Ziel der Ergonomie ist es, Sie bei der Optimierung von Schnittstellen im Arbeitsbereich zu unterstützen und diese für Arbeitsprozesse möglichst günstig zu gestalten. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts machte man sich Gedanken darüber, wie Arbeitsleistung am günstigsten umzusetzen sei. Freilich lag damals nicht der Arbeitsplatz am Bildschirm im Fokus des Interesses, sondern schwere körperliche Arbeit. Man wollte wissen, wer unter welchen Umständen zu welcher Arbeit am besten geeignet ist. Unterschiedliche Proportionen Außer vielleicht im Profisport, wo in vielen Disziplinen der Körper das wesentliche Werkzeug zum Erreichen der Leistung ist, orientiert man seine Berufswahl wohl selten an den eigenen Körperproportionen. Die Anthropometrie ist eine eigene Wissenschaft zur Ermittlung und Anwendung der Maße des menschlichen Körpers. Aus anthropometrischen Daten werden Herstellungsnormen verschiedener Produkte abgeleitet. Etwa für die Gestaltung von Fahrzeugen und Werkzeugen, aber auch für die Ergonomie zur Gestaltung von Arbeitsplätzen und Möbeln. Bei der Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes sollte man sich aber nicht ohne weiteres an Normen orientieren, sondern besser an den eigenen Erfahrungen und Ihren persönlichen Körperproportionen. Für den in unserer Arbeitswelt besonders häufigen Arbeitsplatz am Bildschirm heißt das: Probieren Sie jede Komponente, aus der Sie diesen Arbeitsplatz zusammensetzen, so lange selbst aus, bis Sie ein stimmiges Ganzes erreicht haben. Im Zweifelsfall verlassen Sie sich auf die eigene Empirie und weniger an Normvorgaben. Einige Elemente der Ergonomie sind jedoch von Proportionen unabhängig und allgemeingültig. Dreh- und Angelpunkt: Drehstuhl Warum haben viele Bürostühle fünf Beine oder Rollen? Richtig, weil man so lange darauf sitzt, dass man im Laufe eines Arbeitstages unweigerlich oft die Körperhaltung verändert – und dabei manchmal seltsame Haltungen einnimmt. Man beugt sich vor und zurück, zur Seite und dann noch weiter zurück bis zum Anschlag. Dabei darf der Stuhl aber nicht kippen. Und das ist der Grund dafür, dass Drehstühle meist fünf Beine haben. Denn Standsicherheit ist erst gegeben, wenn der Stuhl bei Belastung der Sitzflächenvorderkante, beim Hinauslehnen über die Armlehnen, beim Zurücklehnen und beim Sitzen auf der Vorderkante nicht kippt. Schreibtisch Vom Schreibtisch muss man ausreichend Bein- und Fußraum verlangen, um dem/der BenutzerIn ausreichend Möglichkeiten für Haltungswechsel zu bieten. Denken Sie nur an das beengte Sitzen in manchen Flugzeugen oder – näherliegend – an Schreibtische, wo der Standrechner den Beinraum einengt, oder man sich mit den Füßen im offenliegenden Kabelsalat verheddert oder man mit dem Knie dauernd am Tischbein wetzt. Diese Anforderung ist also allgemeingültig. Die Höhe des Tisches und auch des Bürostuhls ist dagegen individuell auf den/die BenutzerIn abzustimmen. Bürostuhl und Schreibtisch haben bei der ergonomischen Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes größte Bedeutung, weil sie am ehesten auf die eigenen Körpermaße angepasst werden können. Dadurch ermöglichen sie Ihnen auch beim längeren Sitzen eine optimale Haltung und beugen Verspannungen und gesundheitlichen Schäden vor. Belastungen Als Belastung gilt die Gesamtheit der Einflüsse, die in einem Arbeitssystem auf den Körper beziehungsweise die Leistungsfähigkeit eines Menschen einwirken. Beanspruchung ist dagegen die individuelle Auswirkung der Belastung auf den Menschen. Die Beanspruchung kann daher bei gleicher Belastung, je nach körperlicher und auch psychischer Verfassung, unterschiedlich sein. Am Arbeitsplatz Schreibtisch betrifft die körperliche Belastung in erster Linie den Bewegungsapparat. Die Bezeichnung Bewegungsapparat für einen großen Teil unseres Körpers ist wohlbegründet, und wir sollten daran denken, wenn wir ihn allzu oft als Sitzapparat „zweckentfremden“. Ungünstige Körperhaltung, einseitige Belastung, unzureichende Arbeitsmittel und unzureichende Arbeitsorganisation wirken auf Ihren Bewegungsapparat besonders belastend. Gleich beginnen! Betroffen sind besonders Ihr Schulter-Arm-Bereich, die Halswirbelsäule und die Lendenwirbelsäule. Da Ihr Bewegungsapparat eine örtliche Belastung durch eine Reihe von Ausgleichsmaßnahmen kompensiert, können Beschwerden auch in anderen Körperregionen auftreten als dort, wo die Belastung einwirkt. Schon richtig: Ein junger Körper hält einiges aus und verzeiht manche Belastung. Aber wenn ein Fehlverhalten – besser: eine Fehlhaltung – nicht gleich mit Beschwerden bestraft wird, gewöhnt man sich leicht daran. Mit ausgleichenden Maßnahmen also nicht erst kurz vor der Pension beginnen, sondern gleich. Verantwortung Exkurs: Im österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzgesetz § 64. (2) steht wörtlich: „Arbeitgeber haben geeignete organisatorische Maßnahmen zu treffen oder geeignete Mittel einzusetzen, um zu vermeiden, daß Arbeitnehmer Lasten manuell handhaben müssen.“ Und weiter: „(3) Läßt es sich nicht vermeiden, daß Arbeitnehmer Lasten manuell handhaben müssen, so haben die Arbeitgeber im Rahmen der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren insbesondere die Merkmale der Last, den erforderlichen körperlichen Kraftaufwand, die Merkmale der Arbeitsumgebung und die Erfordernisse der Aufgabe zu berücksichtigen. Die Arbeitgeber haben dafür zu sorgen, daß es bei den Arbeitnehmern nicht zu einer Gefährdung des Bewegungs- und Stützapparates kommt oder daß solche Gefährdungen gering gehalten werden, indem sie unter Berücksichtigung der Merkmale der Arbeitsumgebung und der Erfordernisse der Aufgabe geeignete Maßnahmen treffen.“ ArbeitgeberIn = ArbeitnehmerIn Dieser längere Exkurs soll etwas verdeutlichen: Ersetzen Sie in diesem Gesetzestext die Wörter Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch Ihren Namen. Dann bemerken Sie, dass Sie als UnternehmerIn – anders als ArbeitnehmerInnen – niemanden haben, der Ihnen in Sachen Arbeitsplatz-Ergonomie etwas vorschreibt – außer Sie selbst! Das gilt nicht nur für die hier behandelte schwere körperliche Arbeit, sondern für alle Bereiche der Arbeitsplatz-Ergonomie, auch für den so häufigen Arbeitsplatz am Schreibtisch. Augen auf! Schauen Sie auch auf Ihre Augen! Ungünstige Arbeitsplatzgestaltung, die Ihren Augen schaden können sind z. B. ungenügende Möglichkeiten zum Blickwechsel, ungünstige Lichtverhältnisse (zu hell, zu dunkel, Blendung oder störende Reflexionen). Aber auch Ihr Bildschirm kann durch mangelhafte Zeichendarstellung zur Belastung für die Augen werden. Nicht zu übersehen ist weiterhin, dass ein unzureichendes Sehvermögen zu Ausgleichshaltungen führen kann. Beispielsweise wenn Sie sich ständig leicht vorbeugen müssen, um den Bildschirm scharf zu sehen. Beschwerden am Bewegungsapparat können daraus folgen. Daher: Wenn nötig, besorgen Sie sich unbedingt eine Brille – und auch tragen Sie diese auch (man gewöhnt sich daran.). Auch hier einige immergültige Regeln. Der Abstand zum Bildschirm sollte ca. eine Armlänge betragen und die Bildschirmoberkante max. auf Augenhöhe stehen. Die Mindestgröße des Bildschirms liegt bei 22″ Durchmesser. Kosten der Ergonomie am Arbeitsplatz Bei der Anschaffung Ihres ergonomisch sinnvollen Arbeitsmittels sollte nicht der Preis den Ausschlag geben. Probieren Sie das Möbel, bis es Sie überzeugt hat – und tauschen Sie es aus, wenn sich diese Überzeugung als Irrtum erweist. Selbständige haben die Möglichkeit, pauschale Aufwendungen für die betriebliche Nutzung der Wohnung geltend zu machen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Aufwendungen für ergonomisch geeignetes Mobiliar (z.B. Schreibtisch, Drehstuhl, Beleuchtung) pauschal geltend gemacht werden. Nähere Informationen bei Volksbank. Grenzen der Ergonomie? Wie weit reicht Ergonomie mit dem Ziel der Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen? Manche meinen, dass Ergonomie weit über die Anwendungsbereiche Sessel, Tisch etc. hinausreicht. Demnach zählt alles, was man zum Arbeiten verwendet, zum ergonomischen Umfeld: auch die verwendete Software, das Raumklima, der Bezug zu MitarbeiterInnen bis hin zum Luftzug im Arbeitsbereich. Wie weit auch die Optimierung der Maschinen zur Ergonomie gehört, ist umstritten. Ist die Verwendung von veralteter Software ein Verstoß gegen Regeln der Ergonomie? Vielleicht ja, denn wenn die Instrumente zur Verbesserung der Arbeitssituation in der Welt sind, dann sollten Sie diese auch einsetzen. ArbeitsalltagGesundheitHomeofficeOfficeTipps 0 FacebookTwitterLinkedinEmail voriger Beitrag Zahlen & Fakten der Wirtschaft nächster Beitrag Heiße Anlagechance Rohstoffe Ähnliche Artikel So haben Sie Ihren Energieverbrauch im Griff 03.10.2024 SEO bei Social Media für mehr Reichweite 25.09.2024 Erfolgreiches Networking: Kontakte knüpfen leicht gemacht 09.09.2024 Teilzeitbeschäftigung in Österreich 03.09.2024 Zeitmanagement 30.07.2024 Projektmanagement 19.07.2024 Die richtige Immobilie 08.07.2024 In der Krise richtig kommunizieren 02.07.2024 Umgang mit Konflikten im Job 01.07.2024 10 Resilienz-Strategien für Leader 26.06.2024