Finanzen Factoring: Ein Weg zu mehr Liquidität von Niloofar Soleimanian 16.03.2021 16.03.2021 4 Minuten lesen 1,7K Factoring wird als sinnvolle Ergänzung klassischer Finanzierungsarten eingesetzt. Welchen Nutzen bringt der Verkauf von Forderungen einem Unternehmen? Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Factoring. 26,8 Milliarden Euro: der Factoringmarkt in Österreich Factoring leistet einen wichtigen Beitrag für die heimische Wirtschaft. Im Jahr 2019 wurden nach Angaben des Österreichischen Factoring Verbandes 6,8 Prozent des österreichischen Bruttoinlandproduktes über Factoring finanziert. Zum Vergleich: Der EU-Schnitt liegt bei 11,3 Prozent. In den Jahren 2016 bis 2020 ist das Factoringvolumen in Österreich um 36 Prozent gestiegen. Die angekauften Forderungen summierten sich im Vorjahr auf insgesamt 26,8 Milliarden Euro – obwohl die Coronapandemie das Wachstum bremste. Geringes Wissen bei KMU über Factoring Trotz der recht hohen Bedeutung von Factoring sowie der gestiegenen Nachfrage fühlen sich viele Unternehmen nicht ausreichend über Factoring informiert. 62 Prozent der Entscheider sagen, sie wüssten zu wenig über Factoring, um es in ihrem Unternehmen anzuwenden. Dabei halten es vier von zehn Befragten für sinnvoll, sich bei der Liquiditätsbeschaffung breiter aufzustellen. Zu diesem Ergebnis kommt die Factoring-Studie 2021 des deutschen Bundesverbandes Factoring für den Mittelstand (BFM), für die 1.685 KMU befragt wurden. Was ist Factoring? Unter Factoring versteht man den laufenden Verkauf von offenen Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen an eine Factoring-Gesellschaft, den sogenannten Factor. In den meisten Branchen werden Geschäfte über Rechnungen abgewickelt. Sei es aufgrund von Zahlungsfristen oder weil der Rechnungsempfänger prozess- oder liquiditätsbedingt nur einmal im Monat seine Rechnungen zahlt: Aus zahlreichen Gründen lässt der Zahlungseingang für eine bereits erbrachte Leistung häufig länger auf sich warten. Durch den Verkauf dieser Geldforderungen wird Liquidität sichergestellt. Die Rechnungsbeträge werden umgehend ausbezahlt: Beim Volksbank-Partner ABS Factoring AG sind es 90 Prozent binnen 24 Stunden und 10 Prozent nach Zahlungseingang beim Factor durch den Kunden. Ist Factoring nicht eigentlich eine Art Inkasso? Factoring hat nichts mit Inkasso zu tun. Inkasso beschäftigt sich mit dem Einzug von Forderungen und Schulden. Der Factor streckt Kapital vor, welches er durch die Bezahlung der Rechnungen von den Abnehmern zurückbezahlt bekommt. Die Bonität der Debitoren wird regelmäßig vorab überprüft. Bei Kunden mit schlechter Zahlungsmoral ist der Forderungsverkauf unter Umständen nicht möglich. Factoring ist auch kein Kreditvertrag, sondern ein Kaufvertrag: Der Factor wird Eigentümer der Forderung. Welche Vorteile hat Factoring? Das Factoring zeichnet sich in diesem Zusammenhang durch mehrere Vorteile aus, die auch über das Finanzielle hinausgehen. Factoring reduziert Ausfallrisiken Das Ausfallrisiko für die Forderungen kann auf den Factor übergehen. Factoring sichert das Delkredere Risiko ab, wenn es im Vertrag vereinbart ist.Factoring verbessert die LiquiditätDas Geld, das über Factoring generiert wird, ist nicht an Auflagen gebunden oder wird auch nicht in Raten ausgezahlt. Die Mittel sind sofort nach Rechnungslegung verwendbar und können so direkt reinvestiert werden.Möglichkeit der BilanzoptimierungOffene Forderungen werden unmittelbar in Liquidität umgewandelt, so dass sich die Bilanz verkürzt und die Eigenkapitalquote steigt.Factoring entlastet das UnternehmenDer Factor übernimmt das Forderungs- bzw. Debitorenmanagement, entlastet die Abteilung für Rechnungslegung und strafft den Forderungsabwicklungsprozess. Für welche Unternehmen eignet sich der Forderungsverkauf? Factoring eignet sich grundsätzlich für alle Branchen, bei denen die fakturierte Lieferung/Leistung abgeschlossen ist. Es dürfen keine anderen Rechte Dritter bestehen. Unternehmen, bei denen Teilrechnungen branchenüblich sind, sind hingegen nicht geeignet. Ähnliches gilt für Geschäfte aus dem Bereich Individual-Anfertigungen sowie Projektgeschäfte. Hier kann der Nachweis der vollständigen Leistungserbringung mitunter problematisch sein. Welche Factoring-Variante passt für das Unternehmen? Factoring ist in der Regel kein Finanzprodukt „von der Stange“. Vom Full-Service-Factoring bis zum Import- und Export-Factoring: Es haben sich mehrere unterschiedliche Varianten entwickelt. Die Verträge können individuell an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden. Eine professionelle Beratung kann diesem vielschichtigen Thema durchaus wertvoll sein. Fordern Sie direkt ein persönliches Angebot bei Ihrem Volksbank-Berater an. Fotocredit: Business photo created by ijeab – www.freepik.com BankFinanzenFinanzierungHilfeInvestitionKMULiquidität 0 FacebookTwitterLinkedinEmail voriger Beitrag „Würde alles noch einmal genauso machen.“ nächster Beitrag Coronakrise: Das Ende der Stundungen – wie geht es weiter? 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