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KMUs und Inflation

von Redakteur
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Finanz- und Wirtschaftsexperten prognostizieren, dass uns die Inflation noch längere Zeit begleiten wird. Die Inflation wird nicht einfach wieder verschwinden. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Auch KMUs stehen damit vor vielen Fragen. Unter anderem: Wo soll man einsparen, wo nicht? Soll man die Mehrkosten an die Kunden weitergeben oder nicht? Und hat die Inflation auch einen positiven Effekt? So viel sei verraten: Ja!

Alles wird teurer

Anfang des Sommers stieg die Inflation auf neue Höchstwerte, die es zuletzt in den 1970er Jahre gab. Alles wird teurer. Begonnen von Treibstoff über Heizöl bis hin zu Lebensmitteln usw. Ganz besonders ist die Industrie durch die hohen Energiepreise unter Druck gekommen. Im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern erhöht die Stromzonentrennung die Preise. Ein Standort-Nachteil und das bekommen auch KMUs aus dem industriebereich deutlich zu spüren.

Schlechte Stimmung

Umfragen zu Konjunkturbarometern zeigen es: Die heimischen Unternehmer werden immer pessimistischer. Vor allem Führungskräfte von KMUs erwarten schwere Jahre. Die Teuerungen wirken sich stark auf Produktions- und Logistikkosten aus. Es ist davon auszugehen, dass die Erzeuger- und Einkaufspreise bis zum Ende des Jahres nochmals deutlich zulegen. Im Vergleich zum Vorjahr beurteilen die meisten KMU-Geschäftsführer die Geschäftserwartungen als weniger zuversichtlich. Aber nicht nur aktuell ist die Stimmung im Keller. Viele Unternehmer befürchten, dass die Inflation auch in den kommenden Jahren die größte Herausforderung sein wird. 

Zwei Wahrscheinlichkeiten

Ein Ende der Teuerung ist nicht in Sicht. Manche Finanzexperten erwarten sogar zweistellige Inflationsraten. Der Großteil der Experten vermutet, dass die Inflation in den nächsten zwei Jahren in eine Rezession führt. Optimistische Experten gehen hingegen davon aus, dass wir „nur“ eine Wirtschaftsabschwächung erleben, eine sogenannte „Stagflation“. Das wäre dann eine sanfte Landung der Konjunktur. Folgt man dem positiven Szenario, könnte die Inflationsrate 2023 bereits wieder deutlich zurückgehen und sich bei rund drei Prozent einpendeln. Dazu müssen sich jedoch im Vorfeld die Turbulenzen der Lieferketten beruhigen.

Flüssig bleiben

Ob sanfte oder harte Konjunkturlandung, in beiden Fällen gibt es eine klare Erfolgsformel: Entscheidend wird sein, dass ein Betrieb Liquidität besitzt, damit sich die Firma in der sanften als auch harten Krise frei bewegen, aber auch rasch handeln kann. Hier kann die Hausbank der beste Ansprechpartner sein. Experten der Volksbank unterstützen Unternehmer dabei, gute Finanzpläne aufzustellen, mit denen ein Betrieb auch gut durch eine Krise kommt. 

Mehrkosten weitergeben

Viele KMUs sehen keine andere Wahl, als die Preise ihrer Produkte oder Dienstleistungen anzuheben. Wie es eben alle tun, aber es besteht die Gefahr, dass man dadurch Kunden verliert. Hier gilt es abzuwägen, welche Strategie dem Unternehmen mehr bringt: Preise erhöhen und damit die Inflationsverluste wettmachen, oder für Kunden besonders attraktiv zu sein, indem man auf Teuerungen verzichtet. Das kann neue Kunden bringen. Welche Variante langfristig sinnvoller ist, wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und branchenabhängig sein. In vielen Fällen können die Mehrkosten für Vorprodukte und Rohstoffe aber schlichtweg nicht eins-zu-eins an die Kunden weitergegeben werden. Für den Unternehmer bedeutet das geringere Margen und Ertragslagen.

Dominosteineffekte mitdenken

Es bleibt aber nicht bei den Mehrkosten für die Produktion. Die Inflation führt auch dazu, dass Mitarbeiter mehr Gehalt verlangen, weil auch ihr Leben teurer geworden ist. Stichwort „Lohn-Preis-Spirale“. Gerade in Zeiten des Fachkräftmangels werden viele Firmen dem Druck nachgeben müssen. Kleinbetriebe können von diesem Effekt profitieren, weil sie wesentlich geringere Personalkosten haben.

Gestiegene Leit- und Kapitalmarktzinsen

Kapitalmarktzinsen sind ein Inflations-Indikator und genau diese langfristigen Zehnjahres-Kapitalmarktzinsen sind laut Finanzexperten bereits davon galoppiert. Nun werden die kurzfristigen Leitzinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Die angelsächsischen Länder und europäische Länder außerhalb der Euro-Zone haben das wesentlich früher getan als die Europäischen Zentralbank (EZB). Letztlich hat auch die EZB keine andere Wahl, als den Leitzins anzuheben. 

Investitionen werden schwieriger

Investitionen trotz Krise gelten nach wie vor als ein Erfolgsrezept. Klar ist aber auch, dass die Investitionen immer schwieriger zu tätigen werden. Gehobene Leitzinsen spüren etwa die Unternehmer, die einen Kredit aufnehmen, an den Kreditzinsen. Damit KMUs sich in Zukunft noch Kredite leisten können, ist etwa die Verlängerung von Kreditlaufzeiten effektiv. Die Anhebung der kurzfristigen Leitzins werden Unternehmer, die über Eigenkapital und Liquidität verfügen, wesentlich weniger wahrnehmen. Gestiegene Kapitalmarktzinsen spüren hingegen auch gut aufgestellte Unternehmen. Die Forschungsprämie hilft natürlich auch, Unternehmen zu animieren, einen Teil des Umsatzes in Forschung und Entwicklung zu stecken.

Sinnvoll einsparen

Während man bei F&E nicht einsparen sollte, gibt es andere Bereiche, in denen der Sparstift besser aufgehoben wäre. So werden KMUs zum Beispiel ihre Ausgaben-Einnahmen-Rechnung überdenken müssen. Fixausgaben gilt es zu analysieren und Schwachstellen ausfindig zu machen. Für manche Unternehmer kann es Sinn machen, die Standortfrage zu stellen. Ein Firmensitz in der Stadt ist teurer als am Land, dafür verfügt man über die bessere Infrastruktur. Bei den steigenden Energiekosten kann eine höhere Miete in der Stadt am Ende für den Unternehmer günstiger kommen, als lange Transportwege oder Anfahrtszeiten zu Kunden usw.

Online gehen

Kreative Köpfe sind gefragt. Schon in der Corona-Pandemie schraubten viele Unternehmer an ihren Geschäftsmodellen. Die Inflation ist ebenfalls ein Treiber neuer Ideen. Das beginnt damit, sich zu überlegen, ob sich manche Dienste von stationär auf online verlegen lassen. Online-Shops können für Unternehmer lukrativer werden. Mit dem Mehrwert, dass man in der Lage ist, mehr Zielgruppen und Kunden anzusprechen.

Krise bietet auch Chance

Aber wie jede Krise bringt die Inflation auch etwas positives: Unternehmenswillen! Unter Druck entstehen teilweise die besten Innovationen. Wenn alle satt sind und der Wohlstand groß, dann braucht es nicht zwingend Neuerungen. Umgekehrt schon – und das ist die große Chance, die KMUs nutzen sollten. Nutzen Sie die Krise, um besser zu werden.

Mehr Teamgeist

Ein weiterer Vorteil: In der Krise rücken die Menschen zusammen. Das lässt sich auch aufs Unternehmertum auslegen: In wirtschaftlich harten Zeiten rückt die Belegschaft zusammen. Es zeigt sich aber auch ein anderes Phänomen: Eine Krise, die alle Unternehmer betrifft, schweißt auch Konkurrenten zusammen. Statt dem Mitbewerber ist die Inflation der „Feind“ – und das lässt an gemeinsamen Lösungen arbeiten. Vielleicht liegt in der Inflation also auch die große Chance, dass Österreichs Unternehmertum noch bunter und vielseitiger wird. Um das zu erzielen braucht es aber einen langen Atem und Weitsicht. Irgendwann haben wir auch die Inflation überwunden.

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