Blogstart Unternehmer-Alltag Kluge Unternehmer machen Regionalität zur Marke.

Kluge Unternehmer machen Regionalität zur Marke.

von Redakteur
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Regionalität liegt im Trend. Obwohl – oder, gerade weil – die Weltwirtschaft immer stärker vernetzt ist, sollten Unternehmer einen Fokus auf Regionalität legen, um sich und damit auch die heimische Wirtschaft zu stabilisieren. Unternehmerisches Regionalkapital kann weniger anfällig für Wirtschaftskrisen machen und einen Mehrwert für Unternehmer und Konsument mit sich bringen.

Krisen machen Stellenwert der Regionalität sichtbar

Auf der einen Seite wollen Unternehmen das ökonomische Potenzial der Globalisierung nutzen und ihre Leistungen und Produkte auf internationaler Bühne anbieten. Gerade Österreichs Wirtschaft ist stolz auf die zunehmende Exportquote. Die gegenwärtigen Krisen wie Pandemie und Krieg in der Ukraine zeigen jedoch auch die Kehrseiten der Globalisierung auf. Allen voran wirtschaftliche Abhängigkeit. Die wachsende Internationalisierung fördert einen destruktiven Preiswettbewerb. In logischer Konsequenz müssen Unternehmen an anderen Stellen einsparen. Meist bei Qualität und Personal. Diese Entwicklung lässt sich mit mehr Fokus auf Regionalität bremsen. 

Symbiose zwischen Unternehmen und Region

Gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen besteht in der Regel eine enge Beziehung zur unmittelbaren Region. Firma und Umfeld leben in Symbiose und haben ein gegenseitiges Interesse daran, dass es dem anderen gut geht. Schließlich kann ein Unternehmen nur in einer gut entwickelten Region nachhaltig wachsen. Umgekehrt profitiert die Umgebung vom ansässigen Unternehmen, sei es durch Produkte, Dienstleistungen oder Arbeitsplätze. Es macht daher Sinn, den besonderen Stellenwert der Region in die Unternehmensstrategie zu integrieren und die zahlreichen Möglichkeiten der Wertschöpfung, die einem das regionale Umfeld eröffnet, nachhaltig zu nutzen.

Ohne Regionalität verwelkt der Wirtschaftsstandort

Die jüngsten Krisen wie Covid-19 und der Ukraine-Konflikt haben uns klar vor Augen geführt: Regionale Unternehmen leisten einen enorm wichtigen Beitrag, um die Versorgung aufrecht zu halten. Durch gelebte Regionalität beeinflusst ein Unternehmen die Entwicklung seiner Region positiv. Man könnte auch sagen, die Verantwortung für die Region sollte Teil der Unternehmenskultur sein. Dazu kann auch die Kontaktpflege mit anderen Unternehmen aus der Region zählen. Diese regionale Vernetzung der Betriebe kann nochmals zu einem wirtschaftlichen Erfolg beitragen, indem man Arbeitsplätze den Bewohnern der Region gibt, die sich mit dem Betrieb stark identifizieren. Gleichzeitig lockt man aber auch weitere Fachkräfte in die Region, wodurch die Umgebung als Wirtschaftsstandort aufgewertet wird. 

Regionalität stärkt die Wettbewerbsfähigkeit 

Einige Betriebe nutzen die Besonderheiten der Region für die Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Sie machen die Region zur Marke und verknüpfen somit auch die Unternehmensmarke stark mit der Umgebung. Genauso wirkungsvoll können Kooperationen in der Region sein. Diese Partnerschaften machen den einzelnen Betrieb stärker. Vor allem kleine Firmen profitieren von regionalen Kooperationen. Empfehlenswert sind aber auch Kooperationen mit diversen anderen regionalen Einrichtungen des öffentlichen Lebens, um auch hier Verbundenheit mit der Region zu erzielen.

Kontaktpflege bringt neue Projekte

Für Unternehmen bedeutet das auch die Kontaktpflege zu Stakeholdern in Verwaltung, Politik und Wirtschaft usw. Nicht selten entstehen aus den unterschiedlichen fruchtbaren Beziehungen neue Projekte, Ideen und Innovationen, auf die man ohne den Regionalbezug nicht gekommen wäre. Denn die Regionalität konzentriert sich auf die Bedürfnisse der Kunden in der Region, unterstützt nachhaltige Produktions- und Vermarktungsprozesse und etabliert die Herkunft von Produkten und Dienstleistungen als Qualitätskriterium. Kurzum: Regionalität liegt im Trend. Sie stärkt die Wettbewerbsfähigkeit jedes einzelnen Unternehmens durch Nähe, Vertrauen, Identität und Nachhaltigkeit. 

Aber nicht engstirnig werden

Regionalität liegt im Trend, sie zu fördern bedeutet aber nicht, sich der Globalisierung zu verschließen. Richtig angewandt kann ein Unternehmen durch sein Regionalbewusstsein auch international erfolgreich sein. Außerdem schafft eine gesunde, stabile Verankerung in der eigenen Region häufig die beste Grundlage für die Erschließung neuer Absatzmärkte. 

Konsumenten schätzen Regionalität

Auf eines können sich Unternehmer bei der Regionalität verlassen: Kundentreue! Denn insgesamt werden Konsumenten kritischer und hinterfragen Produkte. Damit wächst das Bewusstsein für das regionale Umfeld. Verbraucher möchten wissen, was sie kaufen. Haben sie das Gefühl, die Menschen hinter den Produkten zu kennen, steigt automatisch auch das Vertrauen in die Ware. Mit dem Trend geht eine Rückbesinnung auf heimische Qualität einher. Zudem schätzen die Menschen die Verfügbarkeit regionaler Güter und Dienstleistungen. 

Klimaschutz spricht für Regionalität

Eine weitere Krise, die uns ständig begleitet, aber nicht so wahrgenommen wird wie Corona oder Krieg, ist die Klimaerwärmung. Auch hier nimmt Regionalität eine Schlüsselrolle ein. In Zeiten, in denen CO2-Neutralität gefordert wird, sind kurze Lieferketten und Transportwege gefragt. Da die Klimakrise uns noch lange begleiten wird, bleibt auch die Regionalität im Trend. Klimaschutz ist somit einer der größten Pluspunkte der Regionalität.

Regionalität liegt im Trend und schafft Vertrauen

Nahezu alle Branchen profitieren vom Regionalitäts-Trend. Auch Banken. Nach der Finanzkrise hatten viele Kunden das Vertrauen in Bankinstitutionen verloren. Mit dem Aufkommen von Direktbanken mussten traditionelle Bankinstitutionen sogar das Abwandern treuer Kunden hinnehmen. Aber dieses Bild wandelt sich wieder. Laut einer Umfrage von Eurogroup Consulting (EGC) hat vor allem auch die Coronapandemie das Vertrauen in regionale Banken gestärkt. Sie punkten mit ihrer Vor-Ort-Präsenz und Verbundenheit mit der Region. Die gegenwärtige Inflation führt ebenfalls dazu, dass sich die Menschen verstärkt Kundennähe und persönliche Beratung wünschen. In komplexen Finanzangelegenheiten wünschen sich Kunden einen kompetenten und vertrauenswürdigen Ansprechpartner. Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien und dem Gallup-Institut zeigt auf, dass auch bei KMUs regional verankerte Banken im Aufwind sind.

Regionalität auch bei Banken gefragt

Kundennähe und Regionalität sind Stärken der Volksbanken, die sich gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten als stabil bewiesen haben. Spargelder, die Volksbanken von ihren Kunden erhalten, dienen der Finanzierung von Privatpersonen und Unternehmen in der Region. Das Geld verbleibt also im Wesentlichen in der Region der jeweiligen Volksbank. Damit ist gesichert, dass das regionale Wirtschaftswachstum angekurbelt wird, neue Arbeitsplätze geschaffen werden und auch der Konsum gesteigert wird. Die Volksbanken tragen also ganz wesentlich zum Erhalt des regionalen Wirtschafts- und Geldkreislaufs bei. Zudem stehen die Volksbanken zu ihrer Verantwortung für die regionale Wirtschaft.

Qualitätssiegel bekommen mehr Gewichtung

Regionalität weckt Emotionen, etwa Heimatgefühle. Damit die Herkunft, Qualität und Regionalität der Produkte für den Konsumenten gleich ersichtlich sind, bedarf es Zertifizierungen. Durch Qualitätssiegel zeigen Unternehmen, bzw. Produkte, dass sie bestimmte Grundbedingungen erfüllen, um sich zum Beispiel „regional“ zu bezeichnen. Qualitätssiegel stechen ins Auge. In erster Linie zeigt die Bezeichnung auf, woher ein Produkt kommt und verleiht ihm damit eine klar geografische Herkunftsidentität. Regionalität ist natürlich Definitionssache. Die Grenzen variieren stark. Von österreichweit, wie etwa „Made in Austria“, über Bundesländer-Logo (Steirischer Wein, Tiroler Speck usw.) und traditionellen Bezeichnungen von Regionen, wie zum Beispiel Weinviertel, Seewinkel, Wachau usw. bis hin zur Nennung einzelner Ortschaften.

Ehrliche Zertifikate

Allerdings ist für eine sinnvolle Zertifizierung eine Vereinheitlichung der Messkriterien wichtig, damit es der Regionalität nicht ähnlich ergeht wie dem Bio-Siegel: Durch einen regelrechten Wildwuchs an Qualitätssiegeln kann sich der Kunde kaum noch sicher sein, dass wirklich Bio drinnen ist, wo Bio draufsteht. Schließlich wollen wir uns darauf verlassen können, dass die gesamte Wertschöpfungskette bei der Zertifizierung berücksichtigt wird. Hier ist die Politik gefragt. Je mehr Unternehmer allerdings auf den Regionaltrend setzen, desto eher muss die Politik reagieren.

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