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Jahresabschluss ohne Graus

von Redakteur
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Jahresabschluss mit Hirn

… mit Bilanz-Kosmetik, die einem nicht auf den Kopf fällt

Alle Jahre wieder – mit einer guten Buchhaltung lassen sich lückenlose Jahresabschlüsse und Steuererklärungen erstellen. Die Digitalisierung sorgt dafür, dass es aber nicht alle Jahre derselbe Stress werden muss. Digitale Tools greifen einem da helfend unter die Arme.

Jahresabschluss: Prinzipiell ein gutes Unternehmenswerkzeug

Der Jahresabschluss ist die Basis der Steuererklärung. Sowohl Jahresabschluss als auch Steuererklärung zählen selten zu den Lieblingsaufgaben eines Unternehmens, weil die Erstellung in der Regel sehr zeitintensiv ist. Prinzipiell ist ein Jahresabschluss ein gutes Werkzeug, um unternehmerisch gut planen zu können und die Auftrags- und Ertragslage kontinuierlich zu optimieren. In der Bilanz erhält man Auskunft, was dem Unternehmen gehört. In der Gewinn- und Verlustrechnung zeigt sich, ob Gewinn gemacht wurde und aus der Kapitalflussrechnung ergibt sich, einfach ausgedrückt, ob Geld in der Kasse ist. 

Ausnahmejahr verleitet zum Jahresabschluss-Tuning

Die coronabedingten Lockdowns werden sich garantiert bei vielen Unternehmen negativ auf die Jahresabschlüsse und damit auch auf die Bonität auswirken. Schlechte Bonität hat wiederum negative Folgen für sämtliche weitere unternehmerische Schritte, die bonitätsabhängig sind. Kreditrahmen bei Banken unterliegen strikten Vorgaben. Mit schlechter Bonität werden Bankkredite teuer. Also: Bonität gewinnt an Bedeutung. Das verleitet Unternehmen gerne dazu, die Bilanzen zu frisieren. Bilanzkosmetik darf man nicht mit Bilanzfälschung verwechseln. Während bei einer Bilanzfälschung Bilanzen manipuliert werden, bewegt sich Bilanzkosmetik innerhalb des gesetzlich zulässigen Rahmens. Es werden die legalen Möglichkeiten ausgenutzt, ein Unternehmen gegenüber den Investoren in ein besseres Licht zu rücken.

Factoring schluckt offene Forderungen

Jede offene Forderung schränkt die Liquidität eines Unternehmens ein. „Factoring“ ist eine Methode, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine offenen Rechnungen an einen Factoring-Dienstleister und die Forderungen erscheinen nicht mehr in der Bilanz des Kreditors. Gleichzeitig erhöht sich die unternehmenseigene Liquidität. Die erzielte Bilanzverbesserung wirkt sich (positiv) auf das Bankenrating aus, denn ein Unternehmen vergrößert seinen finanziellen Spielraum und erhält mehr Planungssicherheit.

Gründliche Buchhaltung samt Jahresabschluss als Gewohnheit

Eine Verbesserung der Bonität oder steuerliche Vorteile sind auch ohne „Tricks“ möglich. Hohe Unternehmensgewinne sind zwar erstrebenswert, kosten aber auch Geld. Das Ergebnis im Jahresabschluss lässt sich optimieren, indem der Gewinn kleingerechnet wird. Zum Beispiel, wenn man Einnahmen aus diesem Jahr ins nächste Jahr verschiebt oder anderenfalls noch vor Jahresende ohnehin anstehende Investitionen tätigt. In jedem Fall ist eine gute Finanzplanung Grundvoraussetzung. Und hier wiederum sorgt eine gründliche Buchhaltung für einen reibungslosen Jahresabschluss. Sie erleichtert das Einhalten festgelegter Zahlungsfristen und erlaubt einen jederzeitigen Überblick über die finanziellen Entwicklungen.

Klingt einfacher als es ist. Gerade als Selbstständiger möchte man sich vorwiegend auf sein Hauptgeschäft konzentrieren und schiebt die Buchhaltung gerne ans Ende der Prioritätenliste. Wenn dann das Finanzamt nach der Steuererklärung ruft, setzt die große Panik ein. Der Steuerberater ist der beste Partner für den Jahresabschluss, aber um die gründliche Buchhaltung kommt man selber nicht herum. Zahlreiche digitale Tools erleichtern diese Aufgabe. 

Frühzeitige Abschlüsse ins Auge fassen

Viele Unternehmer sind beim Jahresabschluss sehr spät dran, einige nutzen sogar die Fristenverlängerungen. Manchmal kann es aber steuerlich Sinn machen, den Jahresabschluss frühzeitig zu erstellen. Etwa, wenn man Steuernachzahlungen befürchtet und mit dem frühzeitigen Jahresabschluss rechtzeitig Gewissheit erlangen und Rücklagen anlegen kann. Aber auch, wenn die Gewinne im laufenden Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr gesunken sind und der Jahresabschluss zur Herabsetzung von Einkommen- und Körperschaftsteuervorauszahlungen beitragen kann.

Langfristig löst Bilanzkosmetik keine Probleme

Es gibt zahlreiche Methoden der Bilanzkosmetik, aber viele davon gilt es mit Vorsicht zu genießen, einige sind eher abzulehnen. Denn auch wenn sich mit einem dieser „Hacks“ eine kurzfristige Schönheitskur durchführen lässt, bringen viele auf Dauer keinen Gewinn geschweige denn Vorteile. Ein Beispiel ist die Variante „Sale and lease back“: Hier wird Vermögen veräußert und hinterher wieder zurückgemietet. Der Verkauf erzielt meistens einen Gewinn, der die Ertragslage des Unternehmens positiv beeinflusst: kurze Aufhübschung, aber auf lange Sicht keine Lösung für die Jahresbilanz. Ebenso schwierig ist die Methode der Berechnung geschönter Kennzahlen des Unternehmens, weil sie keine Transparenz erlaubt. Wieder gilt: „darf“ man machen, ist aber eher nicht – auf Dauer – sinnvoll.

Bilanzkosmetik ist eine Verschleierung der wahren Unternehmenssituation. Es ist wie bei der Gesundheit eines Menschen: Wer nur Symptome bekämpft, aber nichts gegen die Ursache unternimmt, wird auf Dauer krank bleiben. Genauso muss sich ein Unternehmen bewusst sein, dass Verschlechterungen in der Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens eine Ursachenbekämpfung benötigen. 

Exkurs: Digitale Tools

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