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Liquiditätsmanagement: Worauf es ankommt 

von Niloofar Soleimanian
5 Minuten lesen

Ein bestmögliches Liquiditätsmanagement ist zentraler Bestandteil jeder Unternehmensplanung, um permanent zahlungsfähig zu bleiben. Unternehmen mit einem Zuviel an flüssigen Mitteln verzichten jedoch auf Rendite. Wie gelingt der Balanceakt Liquiditätsmanagement?

Unternehmertum bedeutet grundsätzlich immer Umgang mit Risiken. Lieferunsicherheit, steigende Rohstoff- und Energiekosten, Absatzsorgen – Themen wie diese rücken das Liquiditätsmanagement in ein neues Licht. Denn Liquidität ist stets eine Reserve für Zeiten, in denen laufende Kosten nicht aus den Erträgen gedeckt werden können. Die kontinuierliche Sicherung der Liquidität eines Unternehmens zählt zu den wichtigsten Aufgaben der Geschäftsführung. Erklärtes Hauptziel: permanente Zahlungsfähigkeit. Aber wie viel Liquidität ist eigentlich erforderlich?   

Ein gezieltes und vorausschauendes Liquiditätsmanagement schafft die Voraussetzung, dass Unternehmen zukunftsorientiert wirtschaften können und die Investitionsplanung aufgeht. Ein kluges Liquiditätsmanagement ist auf (nahezu) alles vorbereitet und für böse Überraschungen gerüstet. Unternehmen, die in Szenarien denken, sind besser gerüstet für konjunkturelle Schwankungen und mögliche Ereignisse. So können sie potenzielle Liquiditätsrisiken frühzeitig erkennen, passende Maßnahmen zur Liquiditätssicherung ausarbeiten und griffbereit in die Schublade legen, um im Fall der Fälle schnell und angemessen gegensteuern zu können.

Basis für das Liquiditätsmanagement

Ist die Liquidität zu knapp bemessen, geht unternehmerischer Spielraum verloren. Aber auch ein Zuviel an Liquidität – vor allem wenn sie ungenutzt bleibt – kann dem Unternehmen schaden. Denn dann setzt man das Geld dem Wertverfall durch Inflation aus. Die Folgen sind Rentabilitätseinbußen. Ein zentraler Fehler beim Liquiditätsmanagement lautet: auf Sicht fahren. Die Basis für das Liquiditätsmanagement bilden die Ziele und die Vision des Unternehmens. Was will das Unternehmen nicht nur kurzfristig, sondern auch über längere Zeit betrachtet erreichen? Soll beispielsweise eine neue Produktionslinie eingeführt werden? Welches Kapital braucht das Unternehmen dafür? Das Liquiditätsmanagement muss auf die Ziele des Unternehmens abgestellt sein und im Einklang mit anderen Planungen (z. B. Investitionsplanung, Planung von Warenvorräten) stehen.

Die drei Kategorien der Liquidität

Liquiditätsmanagement umfasst daher, vereinfacht ausgedrückt, drei Kategorien: 

  1. Operative Liquidität: Sie deckt die regelmäßig anfallenden Ausgaben des Unternehmens ab, auf diese Gelder muss man jederzeit zurückgreifen können
  2. Strategische Liquidität: Sie dient der Finanzierung von mittelfristigen strategischen Planungen, beispielweise einer Expansion.
  3. Überschüssige Liquidität: Wie schon der Name sagt, umfasst diese Kategorie aller Gelder, die übrig bleiben. Gelder, die nicht fürs Tagesgeschäft gebraucht werden oder strategisch verplant sind. Diesen Überschuss können Unternehmen frei anlegen. Dabei gilt jedenfalls:
  • Bei der Anlage der überschüssigen Liquidität sollten Unternehmen nicht alles auf eine Karte setzen 
  • Je länger ein Unternehmen ohne diese überschüssigen Mittel auskommt, desto attraktiver werden die Anlageoptionen. 
  • Liquiditätsmanagement schafft Freiräume – und es kann damit durch kluges Anlegen überschüssiger Mittel Geld verdient werden. 

Die Coronapandemie hat jedoch deutlich gezeigt: Die überschüssige Liquidität gilt immer auch als Reserve für schlechte Zeiten. Daher sollten Unternehmen auch dort zumindest bei einem Teil davon auf die schnelle Verfügbarkeit achten. Eine gezielte Beratung kann hier durchaus wertvoll sein. 

Wie viel Liquidität braucht ein Unternehmen?  

bekommen, hat die US-amerikanische Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) eine Methode entwickelt. Dabei werden Geldflüsse, ihre Herkunft sowie ihre Verwendung gewichtet und daraus die Kennzahlen Mittelverteilung und Mittelüberschuss ermittelt. 

  • Mittelverteilung = Mittelherkunft geteilt durch Mittelverwendung 
  • Mittelüberschuss = Mittelherkunft minus Mittelverwendung 

Unternehmen sollten laut S&P bei der Mittelverteilung einen Wert von mindestens 1,2 erreichen – die 0,2 werden als adäquater Liquiditätspuffer gesehen. Liegen Unternehmen darunter, lautet die Empfehlung: Liquidität steigern. Der Mittelüberschuss sollte jedenfalls ausreichen, wenn das EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) um 15 Prozent oder mehr sinkt. Unter Mittelherkunft fallen beispielsweise die Kasse, der prognostizierte Cashflow oder Vermögensveräußerungen. Unter Mittelverwendung fallen etwa geplante Investitionen, Fälligkeiten und prognostizierte Working-Capital-Bindung. 

Nicht erst die Coronakrise hat gezeigt: Rücklagen auf dem Geschäftskonto sind wichtig, um auch in schwierigen Zeiten den Zahlungen nachkommen zu können. Aber selbst bei vollen Auftragsbüchern sind Unternehmen nicht davor gefeit, durch interne oder externe Faktoren schnell in Liquiditätsengpässe zu geraten: sei es, weil irgendwo auf der Welt die Lieferkette reißt oder ein zentraler Kunde nicht zahlen kann. Dann wird gezieltes Liquiditätsmanagement zum entscheidenden Faktor.   

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