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Telearbeit: Mehr als eine Übergangslösung

von admin
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Digitale Technologien ermöglichen die Integration der Telearbeit.

Die Corona-Krise hat auch hierzulande die Digitalisierung der Arbeitswelt schlagartig nach vorne katapultiert. Homeoffice war für viele Angestellte plötzlich Alltag statt Ausnahme. Heute, knapp fünf Monate nach dem Startschuss für die flächendeckende Telearbeit, ziehen wir Bilanz: Umfragen belegen, dass die Mehrheit der ArbeitnehmerInnen auch in Zukunft mobil arbeiten möchte. Wir wollten daher wissen, wie die reguläre Integration des Homeoffice aussehen kann und welche Vorteile Unternehmen daraus ziehen. Dazu haben wir mit Dr.in Barbara Covarrubias Venegas gesprochen. Sie ist Gastprofessorin, Forscherin und Lektorin an mehreren Hochschulen im In- und Ausland und befasst sich intensiv mit dem Thema Neue Arbeitswelten.

Dr. Barbara Covarrubias Venegas ist Expertin für Neue Arbeitswelten
© Dr. Barbara Covarrubias Venegas

Ein echter Pluspunkt im War for Talents

In aller Munde sind vor allem die Vorteile der Telearbeit für die ArbeitenehmerInnen. Dabei profitieren auch die ArbeitgeberInnen vom Homeoffice: „Ich glaube, der wichtigste Punkt für die UnternehmerInnen ist die steigende Arbeitgeberattraktivität. Studien zeigen, dass Mitarbeitenden das Thema Flexibilität – also flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung – enorm wichtig ist. Das heißt natürlich nicht, dass alle nur daheim arbeiten wollen, aber wir wissen, dass das Angebot der Flexibilität ausschlaggebend für die Wahl des Arbeitgebers ist“, erläutert Dr.in Covarrubias Venegas.

Insbesondere bei den jüngeren Generationen wie der Generation Z oder Y habe mobiles Arbeiten einen hohen Stellenwert. Aber auch für die älteren Generationen werde die Arbeitsortgestaltung zunehmend interessanter und wichtiger. „Was dann zusätzlich aus der Flexibilität resultiert, ist die steigende Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Und da die Telearbeit ja ein gewisses Vertrauen in die Angestellten voraussetzt, fühlen sich diese meist stärker mit dem Unternehmen verbunden“, so die Expertin.

Reduzierter Platz = reduzierte Kosten

Außerdem kann die Fortführung der Telearbeit laut Dr.in Covarrubias Venegas auch wirtschaftliche Vorteile bringen: „Wenn ich jetzt zum Beispiel als Unternehmen wachse, aber den Platz für neue Mitarbeitende nicht habe, erspart mir die flexible Arbeitsortgestaltung einen kostenintensiven Firmenumzug sowie laufende Betriebskosten.“ Moderne Konzepte wie das Acitivity Based Working lösen bereits klassische Arbeitsstrukturen auf und denken die Arbeitsortgestaltung neu. Feste Arbeitsplätze innerhalb der Bürogebäude werden durch Aktivitätsbezogene ersetzt und mit Remote-Work-Phasen kombiniert.

„Heutzutage haben ja die wenigsten noch ein eigenes Büro. Dementsprechend selten sind zum Beispiel Ruhezonen. Beim Activity Based Working wähle ich meinen Arbeitsplatz danach aus, was ich heute zu tun habe“, erklärt uns die Expertin. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist jedoch die Planungskompetenz der Mitarbeitenden. „Ganz klar, wenn ich nicht weiß, was morgen für mich ansteht, kann ich meinen Platz auch nicht entsprechend auswählen. Als ArbeitgeberIn muss ich meine Leute also entsprechend schulen und auf die neuen Strukturen umfassend vorbereiten. Ich bin eine totale Verfechterin des Activity Based Working, wenn es gut eingeführt ist“, betont Dr.in Covarrubias Venegas.

„Telearbeit ist gekommen, um zu bleiben!“

Da ist sich die Expertin für Neue Arbeitswelten sicher. Allerdings kam das Homeoffice für die meisten Unternehmen quasi über Nacht. Es gab daher kaum Zeit, um digitale Kompetenzen vorab zu erlernen oder sich ausreichend über neue Kommunikationstools zu informieren. Worauf kommt es jetzt also an? Was können UnternehmerInnen tun, um mobiles Arbeiten erfolgreich fortzuführen? „Peter Drucker sagte einmal: Culture eats strategy for breakfast. Eine gelebte Vertrauenskultur ist also die Basis für jede funktionierende Telearbeit. Kontrollzwang kann wahnsinnig viel kaputt machen. Und wenn sich die Mitarbeitenden in der Krise eines gemerkt haben, dann ist es die Art und Weise, wie ihre Vorgesetzten mit ihnen umgegangen sind“, weiß Dr.in Covarrubias Venegas.

Dahingehend sind auch die eigenen digitalen Führungskompetenzen der UnternehmerInnen entscheidend für den Erfolg der Telearbeit. Es gibt inzwischen zahlreiche Schulungen, um Führungskräfte digital fit zu machen. „Wichtig ist etwa, dass man weiß, wie digitales Teambuilding funktioniert oder was ein gutes virtuelles Meeting ausmacht“, ergänzt die Expertin.

Fazit

„Wir haben gesehen, dass auch Positionen, wo man es nie gedacht hätte, ins Homeoffice gehen können. Es ist also in erster Linie eine Entscheidung der Führungsebene, ob und wie es mit der Heimarbeit weiter geht.“ Eine vollständige Rückkehr zu alten Arbeitsweisen hält Dr.in Covarrubias Venegas jedoch für schwierig. Stattdessen sei jetzt die richtige Zeit für einen Aufholprozess fehlender Kompetenzen und Strukturen. Denn Struktur ist beim Remote Arbeiten alles: Hilfreiche Tipps dazu gibt die Universitätsprofessorin in ihrem Blogartikel Remote Work Guidelines: How to Work From Home or Anywhere Else Effectively. „Wenn wir jetzt einen Schritt zurück gehen und uns ansehen, was gut lief und wo wir noch einmal Methoden überdenken müssen, kann die Telearbeit in Zukunft eine sehr positive Ergänzung für alle Parteien sein.“

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