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In erfolgreichen Teams versteht man einander

von Redakteur
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Verstehen ist die Basis für Erfolg im Team. In unserer Kommunikation gibt es die unausgesprochene Grundannahme, dass wir einander verstehen. Wir setzen voraus, dass jemand, der ein uns vertrautes Wort oder einen uns vertrauten Sachverhalt ausspricht gedanklich auch dasselbe damit verbindet und meint, wie wir selbst.

Das ist leider eine falsche Annahme. Die Lesarten einer Botschaft sind so vielfältig wie deren Empfänger. Wir sind nicht nur dort unterschiedlich, wo es offenkundig ist, sondern auch dort, wo wir glauben, gleich zu sein. In vielen Situationen des Alltags mag das egal sein. Da reicht ein „common sense“, ein Verständnisrahmen, in dem Kommunikationspartner ungefähr das gleiche Vorverständnis von den jeweils erörterten Inhalten haben. Anders ist es, wenn es darum geht, in einem Team bei allen Mitgliedern größtmögliche Genauigkeit im Aufeinanderpassen von Botschaft und deren Verständnis zu erzielen. Denn ungenaue Kommunikation führt zu vielerlei Verlusten.

Verstehen ist die Basis für Erfolg im Team

Werfen wir zunächst einen Blick auf allgemein anerkannte Indikatoren, die die Entwicklung effizienter Teams fördern. Zu den Grundregeln zählt, dass alle Teammitglieder ihre Meinung offen äußern können, dass Gruppendiskussionen nicht personen-, sondern sachbezogen geführt werden. Gruppenleiter sind nicht autoritär oder dominant, sondern beziehen die Position eines Vermittlers. Nicht ihr Prestige steht im Vordergrund, sondern die Aufgabe. Im Team herrscht eine klare und von jedem akzeptierte Rollen- und Aufgabenverteilung mit dem dazugehörenden Verständnis von Verantwortlichkeit. Das Arbeitsziel ist klar definiert, die Atmosphäre ist informell. Konflikte werden im Team offen ausgesprochen und geklärt. Wichtigste Grundlage all dieser Anforderung ist, dass sie von allen Gruppenmitgliedern verstanden und auch akzeptiert werden.

Voraussetzungen

So weit, so gut. Was aber heißt Verständnis genau? Die Anforderung, die „Verständnisse“ verschiedener Menschen abzugleichen, gleichsam einen gemeinsamen Verständnisnenner zu finden, ist schwierig und setzt einiges voraus: ein möglichst vorbehaltloses „einander-verstehen-Wollen“, gegenseitigen Respekt und vor allem Vertrauen in die anderen Teammitglieder. Es ist ja nicht einfach über Dinge zu sprechen, von denen bisher oft keiner wollte, dass man sie gerade in der Gruppe allzu genau hinterfragt. Stellen sie sich ein Meeting vor, in dem sich niemand hinter Stehsätzen versteckt, um sich nur ja keine Blöße zu geben. Ein Treffen, in dem alle mit offenen Karten spielen und ihre Wissenslücken nicht zuschwindeln, sondern sich alle trauen, alles zu fragen. Überlegen Sie: Sind Sie imstande in einer Gruppe offen und vor allem ungefragt zuzugeben, dass Sie etwas nicht verstanden haben, während alle anderen den Eindruck vermitteln, dass alles klar ist? In funktionierenden Teams lautet das Motto: Einer weiß immer was. Lernen wir in der Gruppe, miteinander und voneinander. Auf dem kürzesten Informationsweg: von Angesicht zu Angesicht.

Die ideale Sprechsituation

Jürgen Habermas hat schon in den 1970er Jahren ein Gedankenmodell errichtet, in dem Kommunikation annährend ohne Verluste durch Unschärfen möglich sein sollte. Er spricht von einem machtfreien Raum, in dem ein sinnvoller Konsens gefunden werden kann, der die Überzeugungen und Meinungen aller Beteiligten gleichermaßen berücksichtigt. In seiner sogenannten idealen Sprechsituation wird unter gleichberechtigten Teilnehmenden mittels Rede und Gegenrede sprachlich eine Übereinkunft getroffen. Alle haben die gleichen Chancen gehört zu werden. Sie dürfen Einstellungen, Ideen, Gefühle, Absichten und Wünsche kundtun. 

Unterschiedliche Sprachen

Diese anspruchsvolle Art zu kommunizieren heißt nicht ohne Grund „ideal“. In der Praxis ist sie schwer umzusetzen, doch als Leitmotiv kann man sie bewusst immer wieder anstreben. Aber es gibt noch eine Steigerung im Schwierigkeitsgrad des gegenseitigen Verstehens. Dann nämlich, wenn Kommunikationspartner tatsächlich nicht dieselbe Sprache verwenden. Beispielsweise wenn ein Teammitglied, das im PC nicht viel mehr sieht als eine Schreibmaschine, mit eben diesem PC ein Problem hat und beim IT-Experten Hilfe sucht. Da helfen nur Geduld und offenes Bemühen sich einerseits in möglichst einfacher Art zu erklären und andererseits nachzufragen, bis man die Zusammenhänge wirklich erfasst hat. Gut, wenn man sich Notizen macht, damit man am nächsten Tag nicht mit der gleichen Frage wieder den Experten um Hilfe anruft. Der hat auch anderes zu tun.

Das Tuckman Phasenmodel 

unterscheidet fünf Phasen der Teambildung. Zuerst die Orientierungsphase (Forming). Noch ist vieles unklar. Fragen wie: Wo stehe ich in der Gruppe, was sind meine Aufgaben? beschäftigen die Teilnehmer. Darauf folgt die sogenannte Nahkampfphase (Storming). Die Ziele werden klarer, Rollenverteilung bildet sich heraus. Es kommt zu Machtkämpfen. Dann tritt das neue Team ein in die Phase der Organisation (Norming). Endlich werden klare Strukturen gebaut und Vereinbarungen getroffen. Danach, in der Integrationsphase (Performing) tritt die Selbstorganisation des Teams in den Vordergrund. Nun kennt man einander, das Team wird kreativ. Die letzte Phase, die Auflösungsphase (Adjourning) kann problematisch sein. Projekte sind immer zeitlich begrenzt. Das bedeutet, dass Teams auch wieder auseinandergehen. Angesichts der bevorstehenden Teamauflösung kann die Leistungsbereitschaft abnehmen.

Das Team ist ein System

Davor aber ist es sinnvoll ein Team als dynamisches, flexibles und lernfähiges System zu betrachten. Armin Poggendorf, Professor für Betriebswirtschaft an der Hochschule Fulda versteht Teams als Systeme. In Team-dynamischen Trainings soll grundsätzlich die Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen, wie Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein, Selbstdarstellung, Empathie, erarbeitet werden. Es geht nicht nur darum, Einzelne zu qualifizieren und miteinander in Beziehung zu bringen, sondern auch darum, den Einzelnen mit dem gesamten System in Beziehung zu bringen und sein Engagement für die Gesamtaufgabe zu gewinnen. Denn Verstehen ist die Basis für Erfolg im Team.

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