FinanzenUnternehmer-AlltagWirtschaft Neue Liebesbeziehung zwischen Banken und Startups von Redakteur 13.05.2022 13.05.2022 5 Minuten lesen 946 Bei Neugründungen hat es bereits Tradition, dass man neben dem klassischen Bankkredit auch alternative Finanzierungen ins Auge fasst. Lange schien es, als würden traditionelle Bankinstitute ihre Stellung bei Startups an private Investoren und Fintechs verlieren, doch die Banken haben dazugelernt und rücken in der Beliebtheit bei Gründern wieder in die Pole Position. Ausgerechnet Fintechs und alternative Finanzierungsformen befeuern die neue Liebesbeziehung zwischen Banken und KMUs. Die Pandemie verändert Einstellungen In der Coronakrise wurden viele Beziehungen auf den Prüfstand gestellt. Auch jene zwischen Unternehmer und Banken und Investoren. Für Neueinsteiger war es eine besonders herausfordernde Zeit. Lang vorbereitete Unternehmensgründungen standen mit einem Mal wieder auf der Kippe. Pläne wurden umgeworfen, Geldgeber zogen ihre Investmentangebote zurück, Finanzierungsrunden wurden abgesagt, Netzwerken gestaltete sich schwieriger. In einer Krise macht sich eine lange, vertrauenswürdige Partnerschaft bezahlt. Man lässt sich gegenseitig nicht hängen und sucht gemeinsam nach Lösungen. Das führt dazu, dass viele KMUs wieder vermehrt auf den klassischen, erfahrenen Bankberater zurückgreifen, aber auch Gründer sehnen sich zunehmend nach einer verlässlichen Partnerschaft in Geldangelegenheiten. Business Angels, Investoren und Co TV-Formate wie „Zwei Minuten, zwei Millionen“ sorgen dafür, dass die alternativen Finanzierungsmethoden für visionäre Unternehmer bei der breiten Öffentlichkeit zum Begriff werden. Ob Business Angels, Investoren, Crowdfunding, Crowdinvest usw. – längst haben sich diese Finanzierungsformen auch in Österreichs Wirtschaft etabliert. Das bedeutet nicht, dass traditionelle Bankinstitute außen vorgelassen werden. Im Gegenteil: Sie schlüpfen in die Vermittlerrolle. Gründer wollen schnell auf den Markt und rasch wachsen. Die Banken bieten Beratung und Tools für den optimalen Finanzierungs-Mix aus klassischen Bank- und alternativen Finanzierungsformen. Also unter anderem auch über die Venture-Capital-Finanzierung, eine Beteiligungsfinanzierung und somit als Risiko- oder Eigenkapital anzusehen. Business Angels, die Gründer mit Kontakten, Informationen und Eigenkapital unterstützen. Crowdfunding, eine Gruppe von Sponsoren, die Startups durch Beteiligungen bei der Finanzierung helfen. Crowdinvesting funktioniert ähnlich, nur dass es sich bei den Sponsoren um Unternehmen handelt, die in der Regel kein Mitspracherecht haben. Beratung aus einer Hand Die Beziehung Bank und Startup ist nicht nur für die Firmenfinanzierung wichtig. Es geht auch darum, in den nächsten Wachstumsphasen einen treuen Partner zur Seite zu haben, der unterstützt. Hier punkten traditionelle Banken mit ihrer langjährigen Erfahrung und beraten von der Gründung bis zum möglichen Börsengang. Banken verfügen über große Netzwerke. Sie sind in der Lage, als Brückenbauer zu dienen und können zum Beispiel Startups mit etablierten Unternehmen zusammenführen. Die Bank als Rundum-Service-Anbieter Die Liebesbeziehung zwischen Banken und Startups endet nicht beim Geld. Heutzutage sind traditionelle Bankinstitute wie die Volksbank auch Serviceanbieter für unterschiedlichste Fragen rund um die Themen Finanzierung, Digitalisierung, Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit usw. und bieten dazu etwa Workshops, Events und Plattformlösungen an. Beide Seiten profitieren von der neuen Liebesbeziehung zwischen Banken und Startups Langfristige Beziehungen zwischen Banken und Corporates blieben während der Krise bestehen. Das lässt Corporate Banking wieder aufblühen, also die Beziehung zwischen Banken und Unternehmen. Jede Liebesbeziehung hat aber zuerst einmal ihren Anfang. Und da kann es zwischen Banken und Startups besonders funken. Gründer suchen Investoren, Banken hingegen brauchen innovative Ideen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das führt Banken und Startups zusammen. Die Visionäre bekommen die Finanzspritze, Banken erhalten über die Zusammenarbeit einen tieferen Einblick in die Startup-Szene. Eventuell lassen sich sogar neue Geschäftsmodelle entdecken. Kein Wunder, dass Beteiligungen an fondsbasierten Venture-Capital-Gesellschaften in der Bankbranche zunehmen, weil sich Investoren und Unternehmer gegenseitig beflügeln. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf großen Unternehmen, sondern es rücken immer häufiger KMUs und die „jungen Ideengeber“ in den Mittelpunkt. Aus Rivalen werden Partner Aus all diesen Gründen finden auch Banken und Fintechs zusammen. Die Digitalisierung führte zu einem gravierenden Wandel in der Banken- und Finanzbranche und die zunehmende digitale Abwicklung von Bankgeschäften brachte Fintechs hervor. Bis die traditionellen Bankinstitute verstanden haben, die digitale Transformation voranzutreiben, wurden diese aufstrebenden Startups als Konkurrenten erlebt. Mittlerweile erkennen beide Seiten, dass sie von einer produktiven Zusammenarbeit mehr profitieren als von Rivalität. Diese Liebesbeziehung nutzt Synergieeffekte. Gerade Themen wie Blockchain lassen sich damit konstruktiv vorantreiben. Banken investieren aber nicht nur in Fintechs, sondern beobachten auch Startups aus anderen Branchen, um ihre Innovationskraft zu stärken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Banken suchen direkte Kooperationen Neugründungen bedeuten nicht automatisch, dass die Gründer jung und unerfahren sind. Viele Unternehmer haben schon mehrmals neu gegründet. Sie bringen bei neuen Startups große Erfahrung mit. Das macht sie für Banken interessanter. Natürlich gibt es bestimmte Bereiche, in denen Startups für Banken wertvoller sind als andere. Vor allem Unternehmen, die IT- und Tech-Lösungen anbieten, können für Banken zukunftsweisende Impulse setzen. Banken sind immer auf der Suche nach neuen Ertragsquellen. Genauso wichtig ist es ihnen, Kosten einzusparen und effizienter zu werden. Sehr oft sind es Startups, die Technologietrends aufgreifen und auf dieser Basis innovative Lösungen entwickeln. Das hat für Banken einen großen Reiz und fördert die Kooperationsbereitschaft. Sämtliche Ideen, die digitale Geschäftsmodelle vereinfachen und Prozesse beschleunigen, haben großes Potenzial. In jedem Fall dürfen wir aus diesen neuen Liebesbeziehungen noch viele fruchtbare Innovationen erwarten. Diese Partnerschaften stärken nicht nur die teilnehmenden Unternehmen, sondern den gesamten Wirtschaftsstandort. 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