Wirtschaft Vertrauen in der Wirtschaft: „Einer der wichtigsten Mechanismen ist Reputation“ von admin 05.06.2018 05.06.2018 3 Minuten lesen 477 Zweifellos haben die Finanzkrisen der letzten Jahre das Vertrauen in das Finanzsystem, die Wirtschaft und den Staat erschüttert. Zukunftsgerichtete Aktivitäten wie private Investitionen oder die Kreditvergabe der Banken waren von deutlicher Zurückhaltung gekennzeichnet. Private Haushalte begannen, Bargeld zu horten und etwa Finanzvermögen in Immobilienanlagen umzuschichten. Jetzt stehen wir Gott sei Dank aber wieder vor vergleichsweise fetten Jahren. Prof. Dr. Guido Schäfer: „International brummt die Konjunktur“ „Konjunkturell ist die Situation in Österreich derzeit so gut wie seit Langem nicht“, bestätigt Prof. Dr. Guido Schäfer, stellvertretender Leiter des Instituts für Analytische Volkswirtschaftslehre an der WU Wien. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sagt uns eine durchschnittliche Wachstumsrate von zwei Prozent pro Jahr für die nächsten vier Jahre voraus. Davon hätten wir vor einiger Zeit noch nicht zu träumen gewagt. „Investitionen und Beschäftigung ziehen wieder deutlich an und werden der Wirtschaft noch auf längere Zeit einen Schub verleihen. Diese positive Entwicklung hat in jüngster Zeit insbesondere die europäische Wirtschaft erfasst, aber auch international brummt wieder die Konjunktur“, so der Wirtschafts-Experte. Vertrauen spielt eine zentrale Rolle Eine florierende Wirtschaft ist aber – wie wir in den Jahren ab 2007 nur allzu deutlich zu spüren bekommen haben – keine Selbstverständlichkeit, Vertrauen spielt eine zentrale Rolle. Ohne die Zuversicht, dass alles funktioniert und die Wirtschaft unsere Gesellschaft am Laufen hält, wäre einiges in Frage gestellt. Nehmen wir das Beispiel Geld. Bunte Scheine, die eigentlich keinen nennenswerten Sachwert besitzen. Sein Wert basiert lediglich auf dem tagtäglichen Gebrauch und dem Vertrauen der Menschen, dass dieses Papier auch morgen noch das wert ist, was wir heute für angemessen halten. Die Bank meines Vertrauens Ähnliches gilt bei Bankinstituten. Ich muss darauf vertrauen können, dass meine Bank ihren Verpflichtungen nachkommt – sprich, dass das Geld von meinem Sparbuch oder meinem Konto auch ausgezahlt wird. Hier spielt Verlässlichkeit eine ganz entscheidende Rolle. Denn ein namhaftes heimisches Bankinstitut, das sich seit vielen Jahren am Markt behauptet, werde ich eher als die „Bank meines Vertrauens“ bezeichnen als ein neu auf den Markt drängendes Unternehmen ohne Referenzen. Reputation aus lange geübtem Wohlverhalten Ein Wirtschaftssystem muss sich das Vertrauen erarbeiten – durch Transparenz, Checks and Balances, funktionstüchtige Anreiz- und Kontrollmechanismen sowie Glaubwürdigkeit etc. „Einer der wichtigsten Mechanismen ist aber Reputation, welche aus lange geübtem Wohlverhalten und daraus resultierender Stabilität und Glaubwürdigkeit entsteht. Wir können nicht in jeder Situation immer allen relevanten Umständen im Detail nachgehen, um uns über eine bestimmte Situation zu vergewissern, wir können nicht immer alle Kontrollmechanismen aktivieren, ohne das System völlig zu lähmen. Gut wirtschaftende Unternehmen und Staaten erwerben sich mit der Zeit einen Vertrauensvorschuss, der allerdings stetig gerechtfertigt werden muss“, erklärt Prof. Dr. Schäfer. FAZIT: Die Welt steht heute wieder stabiler da als am Vorabend der großen Krise 2007. Der Optimismus und das zunehmende Vertrauen in die laufende Entwicklung haben eine reale Basis in den Anstrengungen, die zur Überwindung der Krisen gemacht wurden. „Die jetzige positive Situation sollte aber auch nicht vergessen lassen, dass es eine Reihe wichtiger struktureller Herausforderungen für die Wirtschaft gibt, welche im Rahmen einer vorausschauenden Politik angegangen werden sollten“, warnt Prof. Dr. Guido Schäfer und denkt dabei an Themen wie die Alterung der Gesellschaft, die Digitalisierung, die Globalisierung oder den Reformbedarf im Bildungsbereich. Prof. Dr. Guido Schäfer, stv. Leiter des Instituts für Analytische Volkswirtschaftslehre an der WU Wien. Foto: Rene Wallentin KommunikationWirtschaft 0 FacebookTwitterLinkedinEmail voriger Beitrag So geht gründen heute: vereinfachte GmbH-Gründung am Bankschalter nächster Beitrag Unternehmensführung in Zeiten der Digitalisierung: Digital Leadership wird immer wichtiger Ähnliche Artikel Zahlen & Daten der Wirtschaft 22.04.2024 Richtig verhandeln: 8 Irrtümer, die sich hartnäckig halten 15.03.2024 Zahlen & Daten der Wirtschaft 13.03.2024 ESG und Berichtspflichten: Neuerungen 2024 für Unternehmen 12.02.2024 Zahlen & Daten der Wirtschaft 11.02.2024 Förderungen 2024 07.02.2024 Zahlen & Daten der Wirtschaft 17.01.2024 Was Unternehmer bei der Steuer heuer noch beachten... 21.12.2023 Studie: Hohe Energiekosten bedrohen die Existenz österreichischer Unternehmen 05.12.2023 Zahlen & Daten der Wirtschaft 05.12.2023